Konzepte fehlen

Künstliche Intelligenz im Bankensektor unterrepräsentiert

Robert Klatt

Kreditanfragen werden selten durch KI-Lösungen geprüft )moc.hsalpsnuhcsanA treboR(Foto: © 

Routineaufgaben wie Kreditprüfungen werden in Deutschland bisher kaum automatisch durch KI-Lösungen bearbeitet. Die Digitalisierung bietet der Banken- und Finanzbranche deshalb noch umfangreiche Möglichkeiten zur Automatisierung von Geschäftsprozessen.

Hamburg (Deutschland). Laut der Marktstudie 2019 zum Thema Konsum- und KFZ-Finanzierung des Bankenfachverband e. V. (BFACH) nutzen in Deutschland 34 Prozent aller Personen zwischen 18 und 69 Jahren mindestens eine Finanzierung. Im Durchschnitt haben Personen, die Finanzierungen nutzen laut der im Rahmen des GfK Finanzmarktpanels durchgeführten Befragung 2,2 Kredite, deren Gesamthöhe im Mittel 10.600 Euro beträgt. Zurückgezahlt werden monatlich im Durchschnitt 300 Euro.

Die häufigsten Verwendungszwecke der Kredite sind:

  • Neuwagen 35 Prozent
  • Gebrauchtwagen 30 Prozent
  • Unterhaltungselektronik 16 Prozent
  • Möbel 16 Prozent
  • Haushaltsgroßgeräte 13 Prozent

Überraschenderweise haben Nutzer eines Konsum- oder KFZ-Kredits mit durchschnittlich 3.060 Euro ein höheres Haushaltsnettoeinkommen als der Durchschnitt der Befragten, der bei 2.770 Euro liegt.

Informationen über Kredite primär offline

Die von Wissenschaftler des Marktforschungsunternehmen Ipsos im Auftrag des BFACH durchgeführte Studie untersuchte außerdem, wie sich Kredit-Interessierte informieren und wo Kredite abgeschlossen werden. Offline Informationsquellen sind dabei unverändert führend. 46 Prozent der Kreditnehmer informierten sich zuvor im Autohandel über Finanzierungsoptionen, 44 Prozent besuchten dazu ihre Hausbank.

Vergleichsportale für Kredite und Internetangebote der Banken werden zwar im Vergleich zu den Studien der Vorjahre wichtiger, werden aber noch immer von weniger als einem Viertel aller Kredit-Interessierten zur Beschaffung von Informationen genutzt.

Digitalisierung bietet Wachstumspotenzial

Die Umfrageergebnisse zeigen somit, dass vor allem der Markt für digitale Angebote noch großes Wachstumspotenzial besitzt. Besonders Online-Banking bietet den Banken Chancen ihren Kunden neben Standarddienstleistungen wie Überweisungen auch umfassende Informationen und Angebote anzubieten. Auch die steigende Marktdurchdringung, die von 5 Prozent im Jahr 2012 auf 43 Prozent im Jahr 2019 angestiegen ist, zeigt zweifelsohne das große Potenzial des Online-Bankings.

Künstliche Intelligenz als Kreditentscheider

Die zunehmende Digitalisierung der Finanzwelt verändert nicht nur die Art der Kundenkommunikation, sondern hat auch auf die dahinterliegenden Prozesse einen signifikanten Einfluss. Ein gutes Beispiel dafür sind sogenannte Robo-Advisor, die anhand von Algorithmen gigantische Datenmengen auswerten und automatisch Investitionsentscheidungen treffen. In Zukunft könnte bei vielen Banken auch die Entscheidung über Kreditvergaben von einer Künstlichen Intelligenz (KI) getroffen werden, die anhand der vorliegenden Informationen objektiv die Bonität einschätzen kann.

Banken ohne KI-Strategie

Laut der Marktstudie „Künstliche Intelligenz in der Finanzbranche“ der Unternehmensberatung Eurogroup Consulting (EGC) haben „Finanzinstitute die Bedeutung von KI für ihren geschäftlichen Erfolg erkannt.“ Die in Kooperation mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) durchgeführte Studie zeigt aber auch, dass obwohl sich nahezu allen Finanzinstitute bereits mit dem Thema KI beschäftigt haben wirkliche KI-Strategien noch fehlen. Dies ist besonders bei derzeit personalintensiven Standardvorgängen wie der Prüfung von Verbraucherkreditanfragen kritisch, weil die zunehmende Konkurrenz von spezialisierten Fintech-Startups für steigenden Kostendruck sorgt.

Der Status von KI-Lösungen sieht derzeit wie folgt aus:

  • Aufbau des nötigen Wissens 12 Prozent
  • Überlegungen zu konkreten Einsatzmöglichkeiten 22 Prozent
  • Entwicklung von Use Cases 18 Prozent
  • Entwicklung von Prototypen 24 Prozent
  • Einsatz von bis zu drei KI-Anwendungen 12 Prozent
  • Einsatz von mehr als drei KI-Anwendungen 10 Prozent

Besonders häufig werden KI-Lösungen aktuellen bei Direktbanken und Kapitalverwaltungsgesellschaften eingesetzt. Sparkassen, Genossenschafts- und Landesbanken befinden sich im Mittelfeld und Förder- und Privatbanken setzen KI-Anwendungen am seltensten ein.

Christian Leurs, Partner bei EGC erklärt, dass „auch wenn es hier noch große Unterschiede gibt und die Branche insgesamt bei der Einführung von KI noch am Anfang steht, die Finanzinstitute für das Thema sensibilisiert sind.“

Anwendung vom KI-Lösungen bei Banken

Das größte Potenzial von KI-Lösungen sehen die befragten Banken in der Bearbeitung von Routinearbeiten. Mitarbeiter erhalten so Freiräume, die sie für wertschöpfende Tätigkeiten nutzen können. Laut einer kürzlich erschienen Studie soll die fortschreitende Digitalisierung trotz der Übernahme von Standardaufgaben durch Computer positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben und mehr neue Stellen schaffen als sie vernichtet.

Derzeit werden KI-Lösungen von Banken vor allem für Chatbots zur Kundenbetreuung eingesetzt. Komplexere Systeme, die selbstständig Entscheidungen treffen können, findet man hingegen nur vereinzelt. Es wird damit insgesamt deutlich das der Banken- und Finanzsektor noch großes Potenzial besitzt durch den Einsatz von KI-Lösungen seine Geschäftsprozesse zu automatisieren.

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