Medien in Deutschland

Ist die Berichterstattung von ARD, ZDF und Co. zu einseitig?

Robert Klatt

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Die Alternative für Deutschland (AfD) und andere Kritiker bezeichnen die Inhalte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) als zu einseitig. Eine Studie hat nun untersucht, ob dies zutrifft.

Essen (Deutschland). Der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) soll laut einigen Kritikern, darunter auch die Union und die Alternative für Deutschland (AfD), zu einseitig berichten. Kürzlich hat die CDU deshalb ein umfassendes Reformpapier präsentiert, während die AfD die komplette Abschaffung des ÖRR in seiner aktuellen Form fordert. Eine Studie der Universität Mainz (PDF) und der Stiftung Mercator hat nun untersucht, ob die Vorwürfe tatsächlich zutreffen.

Laut dem Medienstaatsvertrag soll der ÖRR „eine möglichst breite Themen- und Meinungsvielfalt ausgewogen darstellen“. Die Forscher haben deshalb eine umfassende Inhaltsanalyse erstellt, in die fast 10.000 Nachrichtenbeiträge aus dem Zeitraum April bis Juni 2023 eingeflossen sind. Neben den Inhalten der ÖRR sind auch Inhalte von privaten Medien in die Studie einbezogen worden, um einen Vergleich anstellen zu können.

Hohe Themenvielfalt im ÖRR

Die Inhaltsanalyse zeigt, dass im Untersuchungszeitraum bestimmte Themenbereiche wie die Wirtschaftspolitik und spezifische politische Parteien wie SPD und Grüne in der Berichterstattung der ÖRR vorherrschend waren. Die Themenvielfalt der neun Nachrichtenformaten des ÖRR war trotzdem hoch. Bei den die 38 reichweitenstarken privatwirtschaftlich organisierten Nachrichtenmedien war der Themenfokus und die Themenvielfalt ähnlich.

Positionierung des ÖRR

Laut Professor Marcus Maurer hat die Studie zudem die Position des ÖRR bei unterschiedlichen gesellschaftlichen Konfliktthemen untersucht. Die Analyse zeigt, dass der ÖRR eine eher sozialstaatliche als marktliberale Positionierung hat. Liberal-progressive Ansichten sind im ÖRR aber deutlich öfter vertreten als konservativen Perspektiven. Die Ausrichtung der ÖRR Nachrichtenformate ist damit ähnlich wie bei den privaten Medien.

„Unsere Studie zeigt zwar, dass in den Nachrichtenformaten von ARD, ZDF und Deutschlandradio durchaus an der ein oder anderen Stelle Raum für eine Stärkung konservativer und marktliberaler Positionen wäre. Insgesamt trifft die Behauptung, die Nachrichtenformate des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seien im Vergleich zu anderen Nachrichtenmedien besonders einseitig, aber nicht zu“.

In acht der neun analysierten Nachrichtenformaten des ÖRR und in den privaten Medien wurden Parteien, deren Position sich links oder rechts der Mitte befindet, überwiegend negativ dargestellt. Die Berichterstattung des ÖRR war dabei weder auffallend negativ noch besonders ausgeglichen. Es fiel jedoch auf, dass der ÖRR tendenziell über die aktuell regierenden Parteien weniger negativ berichtet als die privaten Medien.

„Natürlich haben Medien auch eine Kontrollfunktion. Wenn sie ihre Berichterstattung aber auf Probleme beschränken, ohne über Lösungen zu berichten, kann das selbst zum Problem werden, weil dadurch das Vertrauen in die etablierten Parteien sinkt.“  

Insgesamt zeigten sich die Forscher darüber überrascht, dass der ÖRR und die privaten Medien überwiegend gleich berichten. Die Redaktionen sollten laut ihnen jedoch darüber nachdenken, weniger aus Fehler der Politik einzugehen, um die zunehmenden Zweifel in Bezug auf die Demokratie nicht weiter zu fördern.

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