Robert Klatt
In Deutschland werden Personen mit ausländischen Namen unabhängig von ihrem Einkommen bei der Wohnungssuche oft diskriminiert. Besonders betroffen sind Menschen mit Namen aus zwei Herkunftsregionen.
Berlin (Deutschland). In Deutschland ist rassistische Diskriminierung für viele Menschen noch immer alltäglich. Eine Studie der Universität Siegen hat etwa kürzlich gezeigt, dass Bewerber, die keinen typisch deutschen Namen haben, bei der Ausbildungssuche benachteiligt werden, auch wenn sie identische oder bessere schulische Leistungen haben als Bewerber mit deutschen Namen. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) haben nun untersucht, ob rassistisch markierte, also unter Rassismus leidende Menschen, auch auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt werden.
Die Forscher haben dazu rund 9.500 Menschen befragt, die sich selbst als schwarz, asiatisch, muslimisch oder osteuropäisch oder als Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund bezeichnen. Außerdem haben sie Bewerbungen auf Wohnungsanzeigen mit unterschiedlichen Namen verschickt, dabei aber den Beruf und das Einkommen der fiktiven Bewerber nicht verändert.
Das Experiment zeigt deutlich, dass Menschen mit Namen aus dem Nahen Osten und aus Afrika deutlich seltener Rückmeldungen auf Wohnungsbewerbungen erhalten und seltener zu einer Besichtigung eingeladen werden. Dies deckt sich mit den realen Erfahrungen der Befragten.
„Ungleiche Behandlung im Bereich Wohnen ist kein Randphänomen, sondern prägt die Erfahrung vieler. Menschen mit gleichen Voraussetzungen werden unterschiedlich behandelt, allein aufgrund rassistischer Markierung.“
Die Studie zeigt zudem, dass rassistisch markierte Personen in Deutschland im Mittel in kleineren Wohnungen leben und seltener eine selbstbewohnte Immobilie besitzen. Außerdem sind ihre Mietverhältnisse oft unsicherer, etwa weil sie nur befristete Mietverträge haben oder Index- und Staffelmieten ausgesetzt sind.
Die diskriminierten Bevölkerungsgruppen, vor allem muslimische Menschen in Deutschland, gaben an, dass sie oft mit ihrer Wohnsituation unzufrieden sind. Dies liegt teilweise an den kleinen Wohnungen, die zudem noch überdurchschnittlich oft erhebliche Wohnraummängel haben und Umweltbelastungen ausgesetzt sind, als auch an den Nachbarn, die sie häufig entweder ignorieren oder beschimpfen. Laut den Wissenschaftlern führt diese Situation mittel- bis langfristig dazu, dass es bei den betroffenen Menschen öfter zu psychischem Stress kommt als in der übrigen Bevölkerung.
Ferda Ataman, die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, fordert angesichts der Studie, dass die betroffenen Menschen stärker unterstützt werden sollten. Sie spricht sich für eine Novelle des Antidiskriminierungsrechts aus, um die Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt zu reduzieren.
Quellen:
Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM)