Gesundheitssystem

Wo Menschen leben, entscheidet noch immer über ihre Lebenserwartung

 Robert Klatt

Seniorin in einem deutschen Altersheim )kcotS ebodAmoc.segamielpoep/nesuahrekcaW dlojkS eiliceC(Foto: © 

Die globale durchschnittliche Lebenserwartung des Menschen hat stark zugenommen. Ob Menschen das 70. Lebensjahr erreichen, hängt aber noch immer stark von ihrem Wohnort ab.

Durham (U.S.A.). Die globale durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt ist von 66,8 Jahren im Jahr 2000 auf aktuell 73,3 Jahre gestiegen. Laut einer Studie der Duke University hängt die Chance, das 70. Lebensjahr zu erreichen, trotz der modernen Medizin und Innovationen wie neuen Impfstoffen und Künstlicher Intelligenz (KI) noch immer stark vom Wohnort des Menschen ab.

Die sogenannte Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Todes (PPD) vor dem 70. Lebensjahr liegt in den weltweit gesündesten Ländern bei nur zwölf Prozent. In Subsahara-Afrika (52 %) und Indien (37 %), aber auch in den U.S.A. (22 %) ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, während sie in Kanada und Westeuropa (15 %) nur leicht über dem Spitzenwert liegt.

Globaler Referenzwert der Sterberaten

Wie die Forscher erklären, haben sie für ihre Studie Daten der Vereinten Nationen (UN) und der Human Mortality Database analysiert. Sie haben nicht nur die Sterberaten ermittelt, sondern auch die 30 bevölkerungsreichsten Länder der Erde mit einem globalen Referenzwert, also mit dem bestmöglichen Ergebnis, das global beim Verhindern von PPD erreicht wurde, verglichen.

„Wir haben Unterschiede erwartet. Überraschend war jedoch, wie extrem ungleich der Rückgang der Sterblichkeit weltweit verläuft.“

Die umfassenden Daten zeigen, dass Japan bei der Langlebigkeit mit einem PPD-Wert von aktuell 12 Prozent führend ist. In vielen anderen Regionen ist die vorzeitige Sterberate zwar stark gesunken, liegt aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau, darunter etwa Subsahara-Afrika von 65 Prozent im Jahr 2000 auf aktuell 52 Prozent.

„Die Mittel, um frühe Todesfälle zu verhindern, existieren längst. Die Frage ist, wie schnell und gerecht sie verteilt werden.“

Große Fortschritte in China

China hat laut der Studie seine vorzeitige Sterberate am stärksten reduziert. Diese lag im Jahr 1970 noch auf einem Wert, den die Spitzenreiter bereits fast ein Jahrhundert zuvor erreicht hatten, und ist nun auf einen Wert gesunken, den die Spitzenreiter vor wenigen Jahrzehnten erreicht haben. Laut den Studienautoren liegt dies vor allem am deutlich verbesserten Gesundheitssystem, etwa einem nahezu flächendeckenden Zugang zur Basisversorgung, starken Fortschritten in der Armutsbekämpfung und Bildung und einem deutlichen Rückgang der Luftverschmutzung.

Die U.S.A. schneiden hingegen trotz der global höchsten Gesundheitsausgaben beim Verhindern von frühzeitigen Todesfällen überraschend schlecht ab. Sie lagen im Jahr 1970 29 Jahre hinter dem globalen Referenzwert zurück. Inzwischen ist der Abstand auf 38 Jahre angewachsen. Andere Länder holen also auf und überholen die U.S.A, wenn es darum geht, ihren Bürgern ein längeres Leben zu ermöglichen. Laut der Studie liegt dies primär an den großen sozialen Ungleichheiten im US-Gesundheitssystem und den ineffizienten Ausgaben. Außerdem sorgen der zunehmende Drogenmissbrauch, Waffengewalt und Suizide für viele frühzeitige Todesfälle.

Die Wissenschaftler erklären, dass unterschiedliche gesundheitliche Herausforderungen in anderen Regionen der Welt ebenfalls für viele vorzeitige Todesfälle sorgen. In Teilen Afrikas führen Infektionskrankheiten, Geburtskomplikationen und fehlendes sauberes Wasser weiterhin zu vermeidbaren Todesfällen, in Mittel- und Osteuropa Alkoholmissbrauch und Suizide und in Indien und Zentralasien zunehmend chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden und Schlaganfälle.

Quellen:

Pressemitteilung der Duke University

Studie im Fachmagazin JAMA Health Forum, doi: 10.1001/jamahealthforum.2025.3479

Human Mortality Database

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