Covid-19-Nachholeffekte

Viel mehr Atemwegsinfekten bei Kindern als normal

Robert Klatt

Kind mit Maske zum Schutz vor SARS-CoV-2 )moc.hsalpsnukraP yzzI(Foto: © 

In Deutschland sorgen Nachholeffekte der Schutzmaßnahmen vor Covid-19 für viel mehr Atemwegsinfektionen bei Kindern als normal. In einigen Regionen sind Kliniken deshalb bereits überlastet.

Berlin (Deutschland). In Deutschland kommt es laut Daten des Robert Koch-Institut (RKI) aktuell zu einem deutlichen Anstieg von Fällen, in denen Kinder aufgrund von Atemwegsinfekten stationär in einem Krankenhaus behandelt werden müssen. „Es gibt leider im Moment eine Zuspitzung“, bestätigt auch der Kinderärzte-Verband. Als Ursache für die Atemwegsinfektionen nennen die Experten des RKI Nachholeffekte der Covid-19-Lockdowns.

Betroffen sind laut Jakob Maske, Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte vorwiegend Kinder unter sechs Jahren. Neben der hohen Anzahl an Erkrankungen ist auch der Zeitpunkt auffällig. Normalerweise treten Husten, Fieber und andere Atemwegsinfekte vor allem in den Wintermonaten auf.

Infekte werden nachgeholt

„Die Infekte werden jetzt nachgeholt“, weil im vergangenen Winter und Frühling viele Kinder aufgrund von Kita- und Schulschließungen und weiterer Schutzmaßnahmen im Rahmen der Covid-19-Pandemie mit bestimmten Krankheitserregern nicht Kontakt gekommen sind, erklärt der Experte.

Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV)

Am deutlichsten bemerkt man dies laut dem RKI an der signifikanten Zunahme der Krankenhauseinweisungen wegen Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) bei Kindern zwischen ein und vier Jahren. Diese Infektion der oberen Luftwege kann bei Kindern mit Vorerkrankungen im ersten Lebensjahr sowie bei Frühgeborenen gefährlich verlaufen.

In den Jahren vor der Pandemie wurden im September zwischen 60 und 70 Ein- bis Vierjährige wöchentlich mit der schweren Atemwegsinfektion in Kliniken behandelt. Nun sind es doppelt so viele. Im Winter rechnet das RKI mit einer weiteren Zunahme der Fälle.

Kliniken sind überlastet

„Es gibt leider im Moment eine Zuspitzung. Wir haben etwas mehr kranke Kinder als sonst zu dieser Zeit und immer weniger Betten in den Kinderkrankenhäusern, weil Personal fehlt“, erklärt Maske, der in Berlin eine Kinderarztpraxis führt. Weil in Deutschland Kinderkrankenpfleger fehlen, ist die Behandlung der Patienten schon jetzt problematisch.  „Die Kinderkliniken sind sehr früh zugelaufen“, sagt auch der Kinderarzt Thomas Buck, Vorstandsmitglied der niedersächsischen Ärztekammer aus Hannover. Patienten müssen deshalb bereits jetzt in 40 Kilometer entfernte Kliniken verlegt werden.

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