Pelztierhaltung

Mutation des SARS-CoV-2-Virus in dänischen Nerzfarmen entdeckt

Robert Klatt

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In Dänemark wurde in der Nerzfellproduktion eine Mutation des SARS-CoV-2-Virus entdeckt, die bereits einige Menschen infiziert hat. Die Regierung hat als Reaktion einen Lockdown über Nordjütland verhängt und die Tötung aller 17 Millionen Nerze des Landes angeordnet, weil die Mutation die Wirkung von Impfstoffen gefährden könnte.

Kopenhagen (Dänemark). Neben dem Menschen infiziert SARS-CoV-2 nur eine relativ kleine Anzahl anderer Tierarten, darunter auch Hauskatzen. Wie Norbert Nowotny, Virologe an der Veterinärmedizinischen Uni Wien erklärt sind die meisten Tierarten aber „virale Sackgassen.“ Dies bedeutet, dass sie sich zwar infizieren können aber SARS-CoV-2 praktisch nie auf Menschen in ihrer Umgebung übertragen.

Marder und marderartige Tiere wie Nerze und Frettchen bilden hiervon eine Ausnahme. Die Tiere werden deshalb in der Forschung unter anderem als Versuchstiere für SARS-CoV-2 verwendet. Einige Wissenschaftler wie der deutsche Virologe Christian Drosten vermuten sogar, dass das Virus ursprünglich von marderartigen Tieren auf den Menschen übergesprungen ist. Dies hätte zum Beispiel auf einer Marderhundfarm in China passieren können. Belege für diese These gibt es bisher aber nicht.

Infektionen des Menschen durch Nerze

Als sicher gilt hingegen, dass in den vergangenen Monaten mehrere Infektionen von Menschen durch den Kontakt mit Nerzen in Farmen in den U.S.A. und den Niederlanden stattfanden. Erste Infektionen des Menschen durch Nerze wurden außerdem kürzlich in Dänemark gemeldet. Mit 1.139 Nerzfarmen und insgesamt 15 bis 17 Millionen zur Pelzproduktion gehaltenen Tieren ist das kleine Land der größte Nerzfellproduzent der Erde.

Mutation von SARS-CoV-2

Im Gegensatz zu den Infektionen in den U.S.A. und den Niederlanden, wo Nerze den bereits bekannten SARS-CoV-2-Virus auf Menschen übertragen haben, wurde bei den Nerzen in Dänemark eine zuvor unbekannte Mutation des Virus entdeckt. Laut einer Stellungnahme der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen wurde die Mutation bereits bei zwölf Menschen im Norden Jütlands nachgewiesen. Als Reaktion darauf hat die dänische Regierung die Region Nordjütland mit ihren 280.000 Einwohnern komplett abgeriegelt.

Laut Frederiksen handelt es sich dabei um eine „wirkliche Absperrung“. Die Maßnahme ist wie Frederiksen erklärt nötig, weil eine Mutation von SARS-CoV-2 die Wirkung der aktuell entwickelten Impfmittel beeinflussen könnte. Züge und Busse dürfen nun nicht mehr Nordjütland fahren und auch das öffentliche Leben wurde weitestgehend eingestellt.

Veränderungen des Spike-Proteines

Wie Nowotny erklärt verändert sich das neue Coronavirus permanent. Die Veränderungen sind laut dem Virologen bisher aber nicht so stark, dass die bisher Erfolg versprechenden Impfstoffkandidaten ihre Wirkung verlieren würden. Wie Kåre Mølbak, Leiter der nationalen Behörde für die Kontrolle von Infektionskrankheiten bekannt gab, betrifft die Mutation des Spike-Proteines des Virus. Es handelt sich dabei um den Teil, der gesunde Zellen des Wirtes angreift.

Militär tötet Nerze

Neben dem strengen Lockdown hat Frederiksen außerdem angekündigt, dass alle in Nerzfarmen gehaltenen Tiere getötet werden müssen. Dazu soll auch das Militär eingesetzt werden. Bisher wurden die Tiere in 67 der über 1.000 Farmen gekeult. Die Betreiber sollen von der Regierung finanzielle entschädigt werden.

Aufgrund des großen Infektionsrisikos haben kürzlich auch Wissenschaftler im Fachmagazin Science ein Verbot der aktuellen Nerzhaltungsformen und einen Umstieg auf eine nachhaltige Erzeugung der Pelze gefordert.

Science, doi: 10.1126/science.abf0461

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