Robert Klatt
Eine neue mRNA-Impfung macht Immuntherapien gegen Krebszellen deutlich stärker. Der Impfstoff ist ein essenzieller Schritt für die Entwicklung einer universellen Krebsimpfung.
Gainesville (U.S.A.). In der Krebsbehandlung kommt oft eine Immuntherapie zum Einsatz, um das körpereigene Immunsystem zu aktivieren oder zu stärken. Die Immuntherapie zielt also nicht direkt auf die Zerstörung der Krebszellen ab, wie es eine Chemotherapie oder Strahlentherapie tut, sondern nutzt die körpereigene Abwehr gegen die Krebszellen. Forscher der University of Florida (UF) haben nun einen mRNA-Impfstoff an Mäusen erprobt, der die Wirkung einer Immuntherapie deutlich verstärken kann. Laut den Wissenschaftlern handelt es sich dabei um einen entscheidenden Schritt für die Entwicklung einer universellen Krebsimpfung.
Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Biomedical Engineering löst die Kombination des experimentellen Impfstoffs mit Immun-Checkpoint-Hemmern, also etablierten Krebsmedikamenten, eine sehr starke Antitumorreaktion aus. Die Reaktion beruht nicht nur auf der Bekämpfung der Krebszelle, sondern aktiviert das Immunsystem generell und führt so zu einem „Doppelschlag“ gegen Krebs.
„Diese Veröffentlichung beschreibt eine sehr unerwartete und aufregende Beobachtung: Selbst ein Impfstoff, der nicht auf ein bestimmtes Tumor- oder Virusziel ausgerichtet ist – solange es sich um einen mRNA-Impfstoff handelt – kann tumorspezifische Effekte hervorrufen.“
In Zukunft könnte die mRNA-Impfung in Kombination mit einer Immuntherapie eine Alternative zu Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie sein, vor allem bei bisher kaum behandelbaren Tumoren.
„Diese Erkenntnis ist ein Beweis dafür, dass solche Impfstoffe möglicherweise als universelle Krebsimpfstoffe entwickelt werden können, um das Immunsystem gegen den individuellen Tumor eines Patienten zu sensibilisieren.“
Die Forscher erklären, dass in der Medizin bisher zwei Strategien bei der Entwicklung von Krebsimpfstoffen verwendet werden. Dabei soll entweder ein Zielprotein, das bei vielen Krebspatienten vorkommt, angegriffen werden oder es wird ein individueller Impfstoff produziert, der die jeweiligen Mutationen eines Tumors angreift.
„Was wir entdeckt haben, ist, dass ein Impfstoff, der nicht gezielt gegen Krebs entwickelt wurde, sondern eine starke Immunreaktion auslöst, ebenfalls eine starke Antikrebswirkung entfalten kann. Das hat großes Potenzial, breitflächig eingesetzt zu werden – möglicherweise sogar als standardisierte Impfung gegen Krebs.“
Die Entwicklung des aktuellen mRNA-Impfstoffs basiert auf einer Studie aus dem Vorjahr, in der ein personalisierter mRNA-Impfstoff das Immunsystem schnell gegen einen aggressiven Hirntumor aktiviert hat. Dabei war vor allem die Geschwindigkeit der durch den Impfstoff verursachten Immunreaktion beachtlich. Es handelte sich jedoch um einen angepassten Impfstoff, der speziell für die Tumorzellen des Patienten entwickelt wurde. Der neue Impfstoff ist eine Weiterentwicklung, die nicht aus bestimmte Zielproteine ausgerichtet wurde, sondern eine allgemeine, starke Immunreaktion auslösen kann.
„Es könnte sich um eine universelle Methode handeln, das körpereigene Immunsystem gegen Krebs zu aktivieren. Wenn sich das in menschlichen Studien bestätigen lässt, wäre das ein enormer Fortschritt.“
Laut den Forschern deuten die Studienergebnisse daraufhin, dass eine universelle mRNA-Krebsimpfung möglich ist. Sie wollen den Impfstoff deshalb weiter optimieren und zeitnah klinische Studien mit Menschen durchführen.
Nature Biomedical Engineering, doi: 10.1038/s41551-025-01380-1