Mediterrane Ernährung

Mittelmeerdiät mit Olivenöl reduziert das Brustkrebsrisiko

Robert Klatt

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Eine mediterrane Ernährung mit viel Olivenöl reduziert das Brustkrebsrisiko deutlich.

Pamplona (Spanien). Im Rahmen der Studie „Prevención con Dieta Mediterránea“ (PREDIMED) wollten Wissenschaftler der Universität von Navarra untersuchen, ob die Mittelmeerdiät zur kardiovaskulären Prävention geeignet ist. Insgesamt nahmen an der Studie 4.282 Frauen und 3.165 Männer zwischen 60 bis 80 Jahren teil, die an Typ 2-Diabetes oder die zumindest drei kardiovaskuläre Risikofaktoren besaßen. Sie konnten dabei laut der im The New England Journal of Medicine publizierten Studie nachweisen, dass durch die Mittelmeerdiät die Rate von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herz-Kreislauf-Tod um fast ein Drittel sinkt.

Nun haben die Wissenschaftler die damals gewonnenen Daten zusätzlich darauf untersucht, ob die Mittelmeerdiät auch das Brustkrebsrisiko reduzieren kann. Anlass dafür war die international stark unterschiedliche Häufigkeit von Brustkrebs. Dieser tritt am häufigsten in den U.S.A. auf, wo eine von acht Frauen vor dem 95. Lebensjahr an einem Mammakarzinom erkrankt. In Spanien und anderen mediterranen Ländern sind es noch deutlich weniger Frauen, die Anzahl der Brustkrebsfälle nimmt aber auch dort stark zu. Als Grund dafür sehen die Wissenschaftler die Abkehr von den traditionellen Lebensmitteln dieser Regionen und die veränderten Lebensgewohnheiten.

Mittelmeerdiät mit viel Olivenöl

Die Mittelmeerdiät besteht typischerweise aus einem hohen Anteil Obst und Gemüse wie Nüssen und Zerealien. Hinzukommen Fisch und Geflügel, aber nur sehr wenig rotes Fleisch, das laut einer Studie das Darmkrebsrisiko erhöht. Auch Milch und Süßigkeiten werden in der Mittelmeerdiät nur selten verzehrt. Als Genussmittel gehört hingegen ein Glas Wein regelmäßig zu den Mahlzeiten.

Um die Wirkung der Mittelmeerdiät zu untersuchen, wurden die Probanden der PREDIMED-Studie zufällig in drei Gruppen unterteilt. Zwei Gruppen erhielten eine intensive Ernährungsberatung zur Mittelmeerdiät sowie wöchentlich entweder eine kostenlose Flasche natives Olivenöl extra oder 15 Gramm Walnüsse, 7,5 Gramm Haselnüsse und 7,5 Gramm Mandeln. Die Kontrollgruppe erhielt weder die Ernährungsberatung noch die kostenfreien Lebensmittel.

Brustkrebs bei 35 Probandinnen

Im Nachbeobachtungszeitraum der PREDIMED-Studie von 4,8 Jahren wurde bei 35 Probandinnen ein Mammakarzinom diagnostiziert. Die Brustkrebsfälle verteilen sich auf die Frauen der Kontrollgruppe (17), die Frauen aus Gruppe der Mittelmeerdiät mit Nüssen (10) und die Frauen aus der Gruppe der Mittelmeerdiät mit Olivenöl (8). Die adjustierte Hazard Ratio liegt somit laut der im Fachmagazin JAMA Internal Medicine veröffentlichten Studie für die Mittelmeerdiät mit Olivenöl bei 0,32 (0,13-0,79) und für die Mittelmeerdiät mit Nüssen bei 0,59 (0,26-1,35).

Wie die in Klammern angegebenen 95-Prozent-Konfidenzintervalle verdeutlichen, sind die Ergebnisse zur protektiven Wirkung der Mittelmeerdiät mit Olivenöl wegen der nur geringen Anzahl der Mammakarzinome unsicher. Bei der Mittelmeerdiät mit Nüssen wurde das Signifikanzniveau nicht erreicht. Es könnte sich demnach auch um ein Zufallsergebnis handeln.

Ernährungsgewohnheiten sind in der Wissenschaft problematisch

Außerdem erklären die Autoren, dass die Untersuchung von Ernährungsgewohnheiten in der Wissenschaft problematisch ist. Besonders bei retrospektiven Studien, in denen die Ernährungsgewohnheiten der Probanden anhand von Fragebögen erfasst werden, kommt es aufgrund der unterschiedlichen subjektiven Einschätzungen häufig zu Verzerrungen.

Dieser Nachteil wurde bei der prospektiven PREDIMED-Studie vermieden, weil die Probanden zufällig auf die drei Gruppen verteilt wurden. Bisher sind solche randomisierten Studien in den Ernährungswissenschaften noch selten. Neben der PREDIMED-Studie kam aber auch die prospektive Lyon Diet Heart Study zu dem Ergebnis, dass die Ernährung das Krebsrisiko beeinflussen kann. Eine genaue Aussage zu den einzelnen Krebsarten war aufgrund der kleinen Probandenzahl bei dieser Studie aber nicht möglich.

Studienergebnis nur mit Einschränkungen gültig

Auch das Ergebnis der PREDIMED-Studie, laut der eine mediterrane Diät mit nativem Olivenöl vor Brustkrebs schützt, ist nur mit Einschränkungen gültig. Wie Martínez-González erklärt, liegt dies daran, dass die Studie ursprünglich nicht zur Erforschung dieses Zusammenhangs durchgeführt wurde. Es gibt deshalb nur eine geringe Anzahl von Ergebnissen.

Des Weiteren wurde nicht berücksichtigt, ob die betroffenen Probandinnen regelmäßig an der Früherkennung durch Mammographie teilgenommen haben. Auch die übrigen Risikofaktoren wurden nicht in das Ergebnis miteinbezogen. Ein weiteres Problem ist die homogene Zusammensetzung der Probandinnen, die fast ausschließlich aus weiße Frauen nach den Wechseljahren aus dem Mittelmeerraum bestanden.

Laut Martínez-González ist es dennoch plausibel, dass eine Mittelmeerdiät mit Olivenöl tatsächlich zu einer größeren Schutzwirkung vor Brustkrebs führt. Hinweise darauf lieferten unter anderem in vitro Untersuchungen, bei denen Olsäuren, Squalen und andere Bestandteile, die auch im nativen Öl (Extra vergine) in einer hohen Konzentration vorkommen, eine günstige Wirkung zeigen.

The New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJMoa1200303

JAMA Internal Medicine, doi: 10.1001/jamainternmed.2015.4838

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