Kleiner Lebensretter

Mediziner entdecken Antibiotikum in unserer Nase

D. Lenz

In unserer Nase lebt ein kleiner Lebensretter. )gro.aidepikiwROHT(Foto: © 

Forscher haben herausgefunden, dass sich in unserer Nase ein kleiner Lebensretter befindet: Es handelt sich um ein bisher unbekanntes Bakterium. Dieses Bakterium wird vom harmlosen Nasenbakterium Staphylococcus lugdunensis hergestellt.

Tübingen (Deutschland). Neue Tests ergaben, dass Lugdunin viele Krankheitserreger effektiv abtötet. Es wirkt sogar gegen den aggressiven und gefürchteten Krankenhauskeim MRSA, der bisher als multiresistent gilt. Das berichteten jetzt Forscher im Fachmagazin Nature.

In der Nase jedes Menschen befindet sich eine eigene kleine Welt. Auf den Nasenschleimhäuten siedeln sich viele unterschiedliche Mikroben an. Viele von ihnen sind völlig harmlos. Andere dagegen können Krankheiten wie Staphylococcus aureus (MRSA) auslösen.

machtlos sind. Forscher suchten daher nach einem neuen Wirkstoff, der MRSA und ähnliche Bakterien unschädlich machen kann. Häufig wurde man bisher in Pilzen und Bodenbakterien fündig. Diese produzieren auf eine natürliche Art und Weise einen antimikrobiellen Wirkstoff.

Eine neue Entdeckung in der Nase

Alexander Zipper von der Universität Tübingen hat mit seinen Kollegen dabei ein ganz neues Bakterium entdeckt: Es befindet sich in der menschlichen Nase. Die Forscher wurden fündig, als sie die Nasenflora von 187 Patienten untersuchten. Hierbei fiel ihnen auf, dass das Bakterium Staphylococcus aureus wesentlich seltener vorkam, wenn in der Nase gleichzeitig das Bakterium Staphylococcus lugdunensis lebt.

Die menschliche Mikroflora ist eine wahre Quelle für antimikrobielle Wirkstoffe erklärte der Seniorautor Andreas Peschel von der Tübinger Universität. Durch eine nähere Untersuchung wurde festgestellt, dass Staphylococcus lugdunensis eine spezielle Substanz produziert, die eine besonders starke antimikrobielle Wirkung entfalten kann. Rein chemisch besteht der Wirkstoff aus einer Art ringförmigem Peptid. Er gehört zu einer bisher noch unbekannten Klasse von antibiotischen Wirkstoffen.

Hohe Wirkkraft bei gefährlichen Krankheitserregern

Bei Mäusen und in Zellkulturen konnte beobachtet werden, dass das Lugdunin nicht nur bei den MRSA eine Wirkung zeigte, sondern auch bei Listerien, Escherichia coli, Bacillis subtilis oder Enterokokken. Die Forscher berichten, dass das Lugdunin sich bei vielen Krankheitserregern als sehr wirksam zeigte.

Ein weiterer Vorteil ist, dass das Lugdunin bereits lange mit Krankheitserregern in der Nase vorkommt und keine Resistenzbildung zu fördern scheint. Alle getesteten Staphylococcus aureus-Isolate sind deutlich sensibler gegenüber Lugdunin. Daher deutet alles darauf hin, dass es für die Bakterien sehr schwierig ist, sich gegen diesen Stoff resistent zu zeigen.

Die Wirkstoffquelle Mikrobiom

Da Staphylococcus lugdunensis ein ganz normaler Teil unseres Mikrobioms ist, gehen die Forscher davon aus, dass das Lugdunin auf eine Wirkung von humanpathogenen Erregern zurückzuführen ist. Außerdem wird das natürliche Antibiotikum sehr gut für Menschen verträglich sein. Natürlich muss die Wirkung und Verträglichkeit des Antibiotikums noch weiter erforscht werden.

Die neuen Erkenntnisse bieten die Chance, dass noch weitere neue Wirkstoffe gegen krankheitserregende Bakterien gefunden werden. Es wird immer schwieriger, bei den Bodenmikroben auf neue Wirkstoffe zu stoßen. Dafür könnte jetzt aus dem Mikrobiom der Menschen eine neue Quelle für neue Antibiotika entstehen.

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