Weichmacher (Phtalaten)

Medikamente erhöhen das Krebsrisiko bei Kindern

Robert Klatt

Medikamente mit Weichmachern (Phtalate) )moc.hsalpsnuayiuhbrab uqifwoT(Foto: © 

Weichmacher (Phtalate), die in Medikamenten enthalten sind, erhöhen bei Kindern und Jugendlichen das Risiko für Knochenkrebs und Lymphome deutlich.

Burlington (U.S.A.). Weichmacher (Phtalaten) sind in Plastikprodukten, aber auch in Medikamenten und Kosmetika enthalten. In der Medizin dienen Phtalate meist als Umhüllung von Kapseln, damit diese sich nicht frühzeitig auflösen. Die Weichmacher werden aber auch als Stabilisatoren in zähflüssigen Präparaten und herkömmlichen Tabletten verwendet. Laut Studien ist dies jedoch problematisch, weil viele Weichmacher eine hormonähnliche Wirkung im Körper entfalten. Sie gelten deshalb als endokrine Disruptoren und stehen im Verdacht, Übergewicht, Asthma, Diabetes und sogar Unfruchtbarkeit auslösen zu können.

Wissenschaftler der University of Vermont haben nun untersucht, ob gängige Phtalate von Medikamenten auch das Krebsrisiko beeinflussen können. Laut ihrer Veröffentlichung im Journal of the National Cancer Institute (JNCI) analysierten sie dazu Daten aus einem dänischen Gesundheitsregister von 1,3 Millionen Menschen, die zwischen 1997 und 2017 geboren wurden. Die Gesundheitsdaten enthielten den medizinischen Werdegang vom Baby bis zum Erwachsenen.

Phtalathaltige Arzneimittel bei Kindern

Das Team um Thomas Ahern rekonstruierte auf Basis der Medikamantenverschreibungen, wie viel Weichmacher die Kinder über phtalathaltige Arzneimittel bis zum Erwachsenenalter aufgenommen haben. Zudem untersuchten die Forscher die Belastung im Mutterleib durch Medikamente, die die Mutter während ihrer Schwangerschaft einnahm. Sie konnten so ermitteln, ob eine Korrelation zwischen der Phtalatbelastung und dem Krebsrisiko bis zum vollendeten 18. Lebensjahr besteht.

Knochenkrebs und Lymphome durch Weichmacher

Im Untersuchungszeitraums kam es bei 2.027 Kindern und Jugendlichen zu Krebs. Bei Kindern, die über einen längeren Zeitraum phtalathaltige Medikamente eingenommen haben, traten bestimmte Krebsarten deutlich häufiger auf. Das Risiko für Lymphdrüsenkrebs verdoppelte sich, Knochenkrebs kam sogar dreimal öfter vor.

„Dieser Zusammenhang trat nur für die Exposition gegenüber niedermolekularen Weichmachern auf, die gängiger Annahme nach eine größere biologische Aktivität entfalten“, erklärt Ahern. In Medikamenten enthalten sind etwa Dibutylphthalat (DBP), Celluloseacetatphthalat, Hypromellosephthalat und Polyvinylacetatphthalat.

Grund zur Besorgnis

Auch wenn die Studie keinen kausalen Zusammenhang zwischen Krebsfällen bei Kindern und Weichmachern belegen kann, sind die Ergebnisse laut den Autoren Grund zur Besorgnis. „Unsere Ergebnisse tragen zu einer wachsenden Zahl an Belegen bei, nach denen diese allgegenwärtigen Chemikalien einen negativen Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben“ so Ahern.

Auch andere Studien lieferten Hinweise darauf, dass Weichmacher das Risiko für Krebs erhöhen könnten. „Die Weichmacher-Exposition wurde bereits mit Schilddrüsenkrebs, Brustkrebs und anderen festen Tumoren verknüpft“, erklärt Frances Carr. Die nun veröffentlichten Ergebnisse stützen die Annahme.

Journal of the National Cancer Institute, doi: 10.1093/jnci/djac045

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