Behandlungsdauer begrenzen

Hormontherapie in den Wechseljahren erhöht Brustkrebsrisiko deutlich

Robert Klatt

Hormonersatztherapien steigern das Brustkrebsrisiko )gro.aidepikiw.edHGK:resU(Foto: © 

Hormonersatztherapien, die Frauen während der Wechseljahre einnehmen, erhöhen das Brustkrebsrisiko deutlich. Sie sollten daher für maximal fünf Jahre genutzt werden.

Oxford (England). Laut einer Studie der Universität Oxford verdoppeln Hormonersatztherapien das Risiko an Brustkrebs zu erkranken bei langfristiger Nutzung. Außerdem können die Medikamente, die Frauen bei Beschwerden in den Wechseljahren erhalten, auch direkt der Auslöser von Brustkrebs sein. Ausgewertet wurden für die Metastudie, die im renommierten Fachmagazin The Lancet erschienen ist, Daten von 58 Studien, die Gesundheitsdaten von 500.000 Frauen umfassen, von denen 108.000 an Brustkrebs erkrankten.

Die Analyse umfasst Tumore, die bis zu 20 Jahre nach der Beendigung der Hormonersatztherapie bei den Frauen aufgetreten sind. Die Wissenschaft hat zwar bereits durch ältere Studien belegt, dass durch Hormonersatztherapien das Brustkrebsrisiko steigt, bisherige Ergebnisse gingen aber davon aus, dass das Risiko sich wieder normalisiert sobald die Medikamente abgesetzt werden.

Hormonersatztherapie verdoppelt Brustkrebsrisiko langfristig

Die nun veröffentlichte Studie widerlegt diese Annahme und zeigt, dass sogar zehn Jahre nach einer Hormonersatztherapie das Brustkrebsrisiko in Abhängigkeit von der Behandlungsdauer immer noch deutlich höher liegt als bei Frauen, die keine Hormonersatztherapie erhalten haben. Östrogen-Therapien lösen bei 0,5 Prozent der behandelten Frauen laut den Studienergebnissen im Nachhinein Brustkrebs aus, bei Östrogen-Gestagen-Kombitherapien erkranken sogar 2 Prozent der behandelten Frauen später an Brustkrebs.

Valerie Beral, Co-Autorin der Studie erklärt, dass „auch noch nach der Beendigung der Hormonersatztherapie ein gewisses Risiko besteht.“ Konkret liegt das Risiko unter Einbeziehung sämtlicher Faktoren etwa so doppelt so hoch, wie durch ältere Studien zuvor angenommen wurde.

Kurzzeitige Hormonersatztherapien ungefährlich

Wie die Wissenschaftler konstatieren hängt das Brustkrebsrisiko unmittelbar mit der Länge der Hormonersatztherapie zusammen. Eine Behandlung die maximal ein Jahr andauert erhöht laut den Daten der Metastudie das Brustkrebsrisiko nicht. Frauen, die eine Hormonersatztherapie für fünf Jahre nutzen, erkranken hingegen zu 8,3 Prozent an Brustkrebs. Bei Frauen, deren Hormonersatztherapien zehn Jahre andauert steigt das Brustkrebsrisiko auf 10,3 Prozent. Normalerweise liegt das Brustkrebsrisiko einer 50-jährigen Frau bei 6,3 Prozent. Laut Richard Peto, Co-Autor der Studie sind Hormonersatztherapien für 5 Prozent der Brustkrebsfälle unmittelbar verantwortlich.

Behandlung auf maximal fünf Jahre begrenzen

Derzeit erhalten in Europa und den U.S.A. insgesamt etwa zwölf Millionen Frauen eine Hormonersatztherapie. Die durchschnittliche Behandlungsdauer beträgt derzeit fünf Jahre, im Jahr 2000 wurden Hormonersatztherapien im Mittel noch für 10 Jahre verabreicht. Allgemeine Empfehlung für die Behandlungsdauer wollen die Wissenschaftler aufgrund ihrer Studienergebnisse zwar nicht geben, sie raten jedoch dazu, dass Hormonersatztherapien für maximal fünf Jahre genutzt werden sollten. Peto fügt außerdem hinzu, dass „Risiken von Hormonersatztherapien weitgehend falsch dargestellt wurden“, also als wesentlich geringer, als sie in der Realität sind.

The Lancet, doi: 10.1016/S0140-6736(19)31709-X

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