Immunsystem aktiver?

Grippeimpfungen reduzieren das Demenzrisiko im Alter

Robert Klatt

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Eine regelmäßige Grippeimpfung reduziert das Demenzrisiko im Alter deutlich. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Impfung das Immunsystem aktiviert.

St. Louis (U.S.A.). Wissenschaftler aus Taiwan entdeckten bereits vor einigen Jahren Hinweise auf eine Korrelation dem Demenzrisiko im Alter und regelmäßigen Grippeimpfungen. Nun hat ein Team der Saint Louis University School of Medicine untersucht, ob dieser Zusammenhang tatsächlich besteht. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Vaccine analysierten sie dazu Gesundheitsdaten von 120.000 Veteranen, die über 65 Jahre alt waren. Die Daten erhielten sie von der Veterans Health Administration, einem US-amerikanischen Gesundheitsdienst, der auf ehemalige Militärangehörige spezailisiert ist.

Betrachtet wurde in der Studie der Zeitraum von 2009 bis 2019. In den ersten zwei Jahren des Beobachtungszeitraums mussten die überwiegend männlichen und weißen Probanden frei von Demenz sein. 66.822 Personen der Probanden waren gegen Grippe geimpft, die übrigen 56.925 Probanden verzichteten auf den Schutz. Insgesamt kam es bei 15.933 der Veteranen im  Studienzeitraum zu Demenz

Training für das Immunsystem?

Um zu ermitteln, ob die Grippeimpfung sich auf das Demenzrisiko auswirkt, unterteilten die Wissenschaftler die Probanden nach der Anzahl ihrer Grippeimpfungen in verschiedene Gruppen. Außerdem rechneten se bekannte Störfaktoren wie das Geschlecht, die Störfaktoren und das Alter heraus. Sie konnten so ermitteln, dass das Demenzrisiko umso stärker abnimmt, umso häufiger die Probanden in den letzten Jahren gegen die Grippe geimpft wurden.

Eine jährliche Grippeimpfung reduziert laut den Daten demnach das Risiko, an Demenz zu erkranken im Vergleich zu Menschen, die nicht jährlich gegen Grippe geimpft wurden, um 12 Prozent. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Schutz vor Demenz darauf entsteht, weil die Personen weniger häufig unter Infektionskrankheiten leiden. Dies würde bedeutet, dass eine regelmäßige Grippeimpfung das Immunsystem systematisch trainiert.

Assoziationsstudien und Tierexperimente mit ähnlichen Ergebnissen

In einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) erklärt Richard Dodel, dass auch andere Assoziationsstudien und Tierexperimente zu ähnlichen Ergebnissen kamen. Laut des Experten könnte der Schutzmechanismus entstehen, weil Impfungen die Zahl der Mikroglia, im Gehirn erhöhen. Diese Immunzellen des Zentralnervensystems bauen im Körper Schadstoffe und Krankheitserreger ab.

Bei der Demenzerkrankung Alzheimer bildet sich ein Beleg aus dem Eiweißstoff Beta-Amyloid auf den Nervenzellen, der diese stark schädigt und somit die kognitive Leistung des Gehirns reduziert. Durch eine höhere Anzahl aktivierter Mikrogliazellen im Gehirn wird das Beta-Amyloid vermehrt abgeht und das Demenzrisiko sinkt. Ob diese These richtig ist, müssen aber noch weitere Studien untersuchen.

Vaccine, doi: 10.1016/j.vaccine.2021.08.046

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