Konzentration

Geringeres Gehirnvolumen und Hirnschäden nach Covid-19

Robert Klatt

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Covid-19 verursacht auch bei einem milden Verlauf Hirnschäden. Ob diese reversibel sind oder dauerhaft bestehen, ist noch nicht bekannt.

Oxford (England). Laut einer Studie der Universität Oxford kommt es bei vielen Menschen nach einer Covid-19-Erkrankung zu Unregelmäßigkeiten im Gehirn. Die Wissenschaftler analysierten Gehirnveränderungen von knapp 800 Probanden zwischen 51 und 81 Jahren mithilfe zweiter Hirnscans. Ein Hirnscan wurde zu Studienbeginn erstellt, als bei noch keinem der Probanden Covid-19 diagnostiziert war. Der zweite Hirnscan erfolgte im Mittel 141 Tage nach der Diagnose.

Von den 785 Teilnehmern erkrankten 401 (51 %). Die übrigen 384 Probanden dienten als Kontrollgruppe. Zudem führten die Autoren kognitive Tests mit den Probanden durch. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature konnten die Forscher so drei signifikante Effekte entdecken.

Unterschiede im Gehirn nach Covid-19

Covid-19 sorgt demnach für einen Rückgang der Dicke der grauen Substanz und einen geringeren Gewebe­kontrast in Hirnarealen, die für das Erinnern und Erkennen zuständig sind. Die Allgemeinheit nennt die graue betroffene graue Substanz auch „graue Zellen“. Sie steht primär mit Wahrnehmungsprozessen und der Intelligenzleistung des Menschen in Verbindung.

Zudem hat Covid-19 zu Gewebeschäden am primären olfaktorischen Kortex, der Hirnregion, die für den Geruchssinn zuständig ist, ausgelöst. Der dritte Effekt ist eine deutliche Verringerung der Gesamtgröße des Gehirns. Im Mittel war das Gehirn der Covid-19-Gruppe zwei Prozent kleiner als das der Kontrollgruppe.

Leichte Covid-19-Fälle auch betroffen

Diese Effekte bleiben selbst dann bestehen, wenn man die 15 Probanden, die wegen eines schweren Krankheitsverlaufs im Krankenhaus behandelt werden, nicht berücksichtigt. Covid-19 kann also auch bei einem milden Verlauf zu einer Verschlechterung der Hirnfunktionen führen und sich somit langfristig auf die Konzentration auswirken.

Virusvarianten und Krankheitsverlauf unklar

„Unseres Wissens ist dies die erste bildgebende Längsschnittstudie zu SARS-CoV-2, bei der die Teilnehmer zunächst gescannt wurden, bevor sie infiziert waren“, erklären die Autoren. Trotzdem gibt es laut ihnen Einschränkungen der Studie, die die Aussagekraft der Ergebnisse limitieren. Gemeint ist damit vor allem die Schwere des Krankheitsverlaufs, die, mit Ausnahme der im Krankenhaus behandelten Patienten, nicht erfasst wurde.

Außerdem ist nicht klar, mit welchen Varianten sich die Probanden ansteckten. Aufgrund des Studienzeitraums gehen die Forscher jedoch davon aus, dass die Alpha-, Beta- und Gammavariante vorhanden waren. Ob die Auswirkungen auf das Gehirn dauerhaft bestehen bleiben oder ob sie teilweise reversibel sind, wird noch in Nachuntersuchungen erforscht.

Nature, doi: 10.1038/s41586-022-04569-5

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