Glutamatrezeptor (mGluR5)

Gehirnfunktionen nach Schlaganfall wiederhergestellt

Robert Klatt

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Eine neue Behandlungsmethode konnte mehrere Tage nach einem Schlaganfall die Funktionsbeeinträchtigung des Gehirns wiederherstellen.

Lund (Schweden). Ein Schlaganfall reduziert den Blutfluss zum Gehirn und kann schnell zum Verlust von Nervenzellen führen. Dadurch kann es zu Lähmungen, sensorisch-motorischen Beeinträchtigungen, Seh- und Sprachschwierigkeiten und anderen gesundheitlichen Einschränkungen kommen. Die Medizin hat bis auf die thrombolytischen Behandlung in der Akutphase, die spätestens 4,5 Stunden nach dem Schlaganfall stattfinden muss, bisher keine Möglichkeiten, die Gehirnfunktionen wieder wiederherstellen.

Forscher der Universität Lund University um Tadeusz Wieloch gelang es nun bei Mäusen und Ratten, die Gehirnfunktionen nach einem Schlaganfall wiederherzustellen. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Brain nutzten sie dazu Medikamente, die den Glutamatrezeptor (mGluR5), der die Kommunikation im Nervenzellnetzwerk des Gehirns steuert, hemmt.

„Nager, die mit dem GluR5-Inhibitor behandelt wurden, erlangten ihre somatosensorischen Funktionen zurück.“

Die Tiere enthielten das Medikament zwei Tage nach dem Schlaganfall, als die Funktionsbeeinträchtigung bereits stark fortgeschritten waren. Bereits nach kurzer Zeit konnten die Forscher auch bei den Tieren mit den größten Beeinträchtigungen deutliche Fortschritte erkennen.

„Ein vorübergehender Behandlungseffekt wurde bereits nach nur 30 Minuten beobachtet, aber eine Behandlung über mehrere Wochen ist notwendig, um einen dauerhaften Erholungseffekt zu erzielen. Eine gewisse Funktionsverbesserung wurde sogar beobachtet, wenn die Behandlung 10 Tage nach einem Schlaganfall begann.“

Verbesserung der sensorisch-motorischen Funktionen

Obwohl die Gehirnschäden durch das Medikament nicht zurückgingen, verbesserten sich die sensorisch-motorischen Funktionen deutlich. Dies liegt an dem komplexen Netzwerk von Nervenzellen des Gehirns, die unterschiedliche Bereiche verbinden und die Basis für verschiedene Gehirnfunktionen sind.

„Die beeinträchtigte Funktion nach einem Schlaganfall ist auf den Zellverlust zurückzuführen, aber auch auf die reduzierte Aktivität in großen Teilen des Konnektoms im unbeschädigten Gehirn. Der Rezeptor mGluR5 ist anscheinend ein wichtiger Faktor in der reduzierten Aktivität im Konnektom, die durch den Inhibitor verhindert wird und daher die verlorene Gehirnfunktion wiederherstellt.“

Die Studie belegt somit, dass eine Behandlung mit dem mGluR5-Inhibitor die sensorisch-motorische Funktionen wiederherstellen kann. Am größten waren die Behandlungserfolge in Kombination mit einem somatosensorischen Training, bei dem die Tiere unterschiedliche Spielzeuge in ihrem Käfig hatten. Die Wissenschaftler hoffen, dass in Zukunft auch Menschen noch mehrere Tage einem Schlaganfall behandelt werden können. Ob dies möglich ist, müssen aber erst klinische Studie untersuchen.

„In Kombination mit Rehabilitationsübungen könnte es schließlich eine neue vielversprechende Behandlung sein. Allerdings sind weitere Studien erforderlich. Die Studie wurde an Mäusen und Ratten durchgeführt und muss natürlich beim Menschen wiederholt werden. Dies sollte möglich sein, da mehrere mGluR5-Inhibitoren beim Menschen für die Behandlung neurologischer Erkrankungen außer Schlaganfall untersucht wurden und von Menschen vertragen wurden."

Brain, doi: 10.1093/brain/awad293

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