Schwere Ionen

FLASH-Strahlentherapie tötet Tumor in Millisekunden

Robert Klatt

Strahlentherapie (Symbolbild) )kcotS ebodAPISBFR(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Die FLASH-Strahlentherapie tötet mit schweren Ionen Krebszellen in wenigen Millisekunden 
  • Durch die kurze, aber dafür ultraintensive Bestrahlung kommt es zu deutlich geringeren Nebenwirkungen
  • Klinische Studien mit Menschen können zeitnah aber nicht erfolgen, weil noch weitere Experimente nötig sind.

Krebszellen können mit der FLASH-Strahlentherapie in Millisekunden getötet werden. Die kurze, aber dafür ultraintensive Bestrahlung reduziert die Nebenwirkungen deutlich.

Darmstadt (Deutschland). In Deutschland starben im Jahr 2020 239.552 Menschen an Krebs, obwohl es in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte bei der Behandlung von Krebserkrankungen gab. Etwa ein Viertel der Todesfälle entfiel auf Tumore, die damit unter den Krebserkrankungen die zweithäufigste Todesursache waren. Die Forschung arbeitet deshalb weltweit an neuen Methoden zur Behandlung von Tumoren.

Hoffnung macht nun die am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung entwickelte FLASH-Strahlentherapie, die kurze, aber dafür hochintensive Strahlenimpulse verwendet. Weil die Behandlungsdauer bei unter einer Sekunde liegt, soll die Belastung für das gesunde Gewebe in der Nähe des Tumors deutlich geringer sein als bei aktuell im klinischen Alltag verwendeten Bestrahlungsmethoden. Bisher wurde die FLASH-Strahlentherapie nur mit Elektronen, Photonen und Protonen an Lebewesen erprobt. Mit schweren Ionen wurden hingegen nur Experimente mit Zellkulturen durchgeführt.

Kurze Bestrahlungsdauer reduziert Nebenwirkungen

Laut einer Veröffentlichung im Fachmagazin Radiotherapy and Oncology wurden nun erstmals Experimente mit schweren Ionen mit Mäusen durchgeführt. Die lebenden Mäuse wurde dazu mit einem 150 Millisekunden andauernden Impuls mit hochenergetischen Kohlenstoffionen bestrahlt.

Das Experiment verlief erfolgreich und führte trotz der kurzen Bestrahlungsdauer dazu, dass die Krebszellen starben. Zudem waren die Nebenwirkungen beim Gewebe um den Tumor deutlich geringer als bei konventionellen Bestrahlungsmethoden. Verantwortlich dafür ist laut den Forscher primär die kurze Bestrahlungsdauer. Normalerweise dauert die Bestrahlung statt 150 Millisekunden etwa eine Minute.

Zudem beobachteten die Forscher, dass die Anzahl der Metastasen bei der neuen Behandlungsmethode signifikant geringer ist. Das zeigt laut den Autoren, dass die ultraintensive Bestrahlung eine systemische Wirkung auslöst, die die Effektivität der Behandlung zusätzlich erhöht.

Klinische Studien mit Menschen

Angesichts der erfolgreichen Experimente mit schweren Ionen an einem lebenden Organismus ist es denkbar, dass schon bald konkrete Anwendungen der FLASH-Bestrahlung in der FLASH-Bestrahlung entwickelt werden können. Die Forscher erklären jedoch, dass noch weitere Experimente nötig sind, bevor erste klinische Studien mit menschlichen Krebspatienten erfolgen können.

Besonders wichtig ist die Frage, wie die FLASH-Strahlentherapie verwendet werden kann, um den Tumor optimal zu bekämpfen und dabei die Nebenwirkungen zu minimieren. Zudem werden noch mehrere Jahre vergehen, bis schweren Ionen zur Bekämpfung von Krebs in den meisten Kliniken vorhanden sein werden. Es handelt sich bei der Studie somit vorerst um wichtige Grundlagenforschung.

Radiotherapy and Oncology, doi: 10.1016/j.radonc.2022.05.003

Spannend & Interessant
VGWortpixel