Covid-19-Pandemie

Deutsche Gesundheitsämter erledigen Kontaktverfolgung per Fax

Robert Klatt

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Eine schnelle Kontaktverfolgung ist essenziell zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Viele Gesundheitsämter in Deutschland nutzen trotzdem noch immer Papier und Fax statt der deutlich schnelleren und kostenfreien Software Sormas.

Berlin (Deutschland). Eine möglichst schnelle Kontaktverfolgung ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Die Bundesregierung hat deshalb geplant, dass bis Ende 2020 90 Prozent der 375 Gesundheitsämter in Deutschland das „Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System“ (Sormas) nutzen.

Entwickelt wurde dieses System vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig ursprünglich zur Bekämpfung von Ebola. Inzwischen wurde Sormas aber um ein speziell für SARS-CoV-2 konzipiertes Modul ergänzt.

Sormas wird kaum genutzt

In einer schriftlichen Antwort teilte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Thomas Gebhart (CDU) kürzlich mit, dass in lediglich 33 Prozent der Gesundheitsämter Sormas „eingerichtet und betriebsbereit“ ist. Gestellt wurde die Anfrage durch die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Maria Klein-Schmeink.

Das Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz (Demis) konnten am 31. Dezember 2020 hingegen alle Gesundheitsämter nutzen.

Information in Echtzeit durch Sormas

Die quelloffene und kostenfrei Software Sormas hilft bei der Identifikation von Personen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind und informiert Gesundheitseinrichtungen auch über Landkreisgrenzen in hinweg in Echtzeit. Um die Nachverfolgung von Kontakten möglichst einfach zu gestalten, verfügt Sormas über eine Webversion und eine App.

Trotzdem nutzen noch immer viele Gesundheitsämter statt Sormas eigene Lösungen, die die Kontaktverfolgung signifikant verlangsamen. Dies ist insbesondere deshalb paradox, weil die geplanten Verschärfungen der Corona-Maßnahmen auch dadurch gegründet wurden, dass die aktuellen Möglichkeiten zur Kontaktverfolgung nicht zur Nachverfolgung von Infektionsketten ausreichen.

Klein-Schmeink: „Bei den aktuellen Infektionszahlen können wir uns Steinzeitmethoden wie die händische Erfassung oder das Abtippen von Excel-Tabellen zur Kontaktnachverfolgung nicht mehr leisten. Es müssen jetzt schnellstmöglich alle Gesundheitsämter an Sormas angeschlossen werden, auch wenn das einen Kraftakt bedeutet.“

Auch der Bundestagsabgeordnete Hagen Reinhold (FDP) nannte es ein „Desaster“, dass viele Gesundheitsbehörden „in der Corona-Krise weiterhin nur per Fax und Zettelwirtschaften“ Informationen austauschen. Erforderlich ist angesichts der aktuellen Datenmengen hingegen ein „schneller, digitaler und datenschutzkonformer Austausch“ der Informationen.

Verantwortung bei den Bundesländern

Gegenüber der Funke-Mediengruppe erklärte das Bundesgesundheitsministerium, dass die „Verantwortung für die Ausstattung der Gesundheitsämter und damit die Entscheidung über die Verwendung digitaler Hilfsmittel bei den Ländern und den Gesundheitsämtern selbst liegt.“ Die Bundesregierung kann deshalb nur helfen, den Behörden aber nicht die Nutzung von Sormas vorschreiben. Dies hat dazu geführt, dass bereits im Frühjahr und Sommer viele Behörden eigene Softwarelösungen entwickelt haben, die aber nicht anderen Gesundheitsämtern vernetzt werden können.

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