Robert Klatt
Die Covid-19-Impfungen sollen das Risiko für unterschiedliche Krebsarten stark erhöht haben. Renommierte Wissenschaftler kritisieren die Studie jedoch, weil die Ergebnisse laut ihnen auf falschen Schlussfolgerungen basieren.
Seoul (Südkorea). Die Covid-19-Impfungen wurden von vielen Menschen kritisiert, weil sie gefährliche Nebenwirkungen auslösen sollen. In Deutschland gab es über 14.000 Anträge wegen Covid-19-Impfschäden, von denen die Behörden (Stand 21. April 2025) offiziell anerkannt haben. Forscher des Statens Serum Institut (SSI) haben ebenfalls eine Studie publiziert, laut der die Impfstoffe nur in seltenen Fällen Nebenwirkungen auslösen.
Nun haben Wissenschaftler der Ewha Womans University eine Studie publiziert, laut der die Impfstoffe das Risiko für sechs verschiedene Krebsarten stark erhöhen sollen. Das Risiko soll vor allem bei Senioren ab 65 Jahren durch die Impfungen deutlich zunehmen.
Die Studie basiert auf Gesundheitsdaten von mehr als 8,4 Millionen Erwachsenen, die in zwei Gruppen, nämlich geimpft und ungeimpft, eingeteilt waren. Die Forscher haben anschließend die Krebsdiagnosen im Jahr nach der Impfung verglichen und entdeckt, dass geimpfte Menschen öfter an Brustkrebs (+ 20 %), Darmkrebs (+ 28 %), Magenkrebs (+ 34 %), Schilddrüsenkrebs (+ 35 %), Lungenkrebs (+ 53 %) und Prostatakrebs (+ 68 %) erkranken. Wieso die Impfstoffe das Risiko für Krebs erhöhen sollen, erklärt die Studie nicht.
Kurz nach der Publikation der Studie, die im renommierten Fachmagazin Biomarker Research erschienen ist, haben verschiedene Stimmen aus der Wissenschaft die Ergebnisse als „offenbar alarmistisch“ kritisiert und vor „massiv übertriebenen Schlussfolgerungen“ gewarnt. Laut ihnen gibt es noch immer keine seriösen Beweise dafür, dass die Impfstoffe Krebsprozesse auslösen oder Tumorsuppressorgene beeinflussen. Zu den Kritikern gehört unter anderem der Pathologe Dr. Benjamin Mazer von der Johns Hopkins University (JHU).
„Kein Karzinogen kann so schnell Krebs auslösen. Mutationen benötigen Zeit, um sich zu entwickeln, und Zellen brauchen Zeit, um sich zu vermehren.“
Laut Mazer konnte im kurzen Studienzeitraum nicht die Entstehung von Krebs gemessen werden, sondern es ist lediglich eine Diagnose der Krankheit erfolgt.
„Wenn ein Tumor entsteht, dauert es, bis er sich so weit entwickelt, dass er erkannt wird. Wie soll etwas nicht nur die Entstehung, sondern auch das Wachstum von Krebs in so kurzer Zeit verursachen, dass er innerhalb weniger Tage entdeckt wird?“
Wie Mazer erklärt, wird die Studie zudem durch offizielle Daten der Koreanischen Krebsgesellschaft widerlegt, laut denen es in Korea bis 2022 keine Zunahme der Krebsfälle bei den sechs genannten Krebsarten gab.
„Da zu diesem Zeitpunkt bereits ein Großteil der Bevölkerung geimpft war und der Effekt angeblich sofort eintreten sollte, widersprechen diese realen Daten der Studie deutlich.“
Dr. David Gorski von der Wayne State University (WSU) ist der Ansicht, dass die Diskrepanz zwischen diagnostizierten Krebserkrankungen bei geimpften und ungeimpften Personen auf Untersuchungen wie die Krebsfrüherkennung zurückgeht.
„Menschen, die sich einer bestimmten Gesundheitsmaßnahme unterziehen, neigen auch dazu, andere gesundheitsfördernde Maßnahmen zu ergreifen, etwa Krebsfrüherkennungen.“
Die Krebsarten, deren Risiko durch die Covid-19-Impfungen zunehmen soll, werden in Südkorea bei den nationalen Vorsorgeuntersuchungen untersucht. Es ist demnach denkbar, dass die häufigeren Krebsdiagnosen bei geimpften Patienten lediglich zustande kamen, weil diese auch öfter an den Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen haben, während ungeimpfte Personen diese öfter meiden.
„Was wir hier sehr wahrscheinlich sehen, ist nichts anderes als ein Versäumnis, die Intensität der Vorsorgeuntersuchungen sowie andere Störfaktoren angemessen zu berücksichtigen. Menschen, die sich impfen ließen, waren schlicht häufiger medizinisch untersucht worden.“
Dr. Robert Bednarczyk von der Emory University hält diese Erklärung, die in der Medizin als Unmasking-Effekt bezeichnet wird, ebenfalls für wahrscheinlich.
„Wenn jemand zur Impfung geht, kann der Arzt Tests durchführen und dabei etwas entdecken, das vorher unbemerkt war.“
Quellen:
Studie im Fachmagazin Biomarker Research, doi: 10.1186/s40364-025-00831-w