Immunsystem des Menschen

Covid-19-Impfungen im selben Arm erzeugen schneller Antikörper

 Robert Klatt

Gleiche Arm-Strategie führt schneller zu Herdenimmunität )kcotS ebodAreglehrA saiboT(Foto: © 

Menschen, die den Booster gegen Covid-19 in denselben Arm wie die erste Impfdosis erhalten, produzieren schneller Antikörper. Eine gleiche Arm-Strategie kann deshalb dabei helfen, eine Herdenimmunität schneller zu erreichen.

Sydney (Australien). Patienten können sich beim Impfen den Arm, in dem die Injektion erfolgt, meistens selbst aussuchen. Studien haben jedoch bereits Hinweise darauf geliefert, dass der Injektionsort die Wirksamkeit einer Impfung beeinflussen kann. Beim Impfen gelangt das sogenannte Impf-Antigen in den Körper und wird dort über die Lymphknoten gefiltert. Die Lymphknoten dienen daraufhin als „Trainingscamp“ für das Immunsystem und bereiten es auf das Bekämpfen des echten Krankheitserregers vor. Die Konzentration der B-Gedächtniszellen ist in den Lymphknoten nahe dem ursprünglichen Injektionsort am höchsten.

Forscher der University of New South Wales (UNSW) und des Garvan Institute of Medical Research haben deshalb untersucht, ob es bei Covid-19-Impfungen einen Unterschied macht, wenn die ursprüngliche Impfung und der anschließende Booster in denselben Arm oder in den anderen Arm erfolgen.

Makrophagen in den Lymphknoten

Laut der Publikation im Fachmagazin Cell standen Makrophagen, also Immunzellen, die sich nach einer Impfung in den Lymphknoten vorbereiten, im Fokus der Studie. Diese Zellen steuern die Positionierung von B-Gedächtniszellen.

Moderne Bildgebungsverfahren zeigen, dass die B-Gedächtniszellen sich zum äußeren Rand des nächstgelegenen Lymphknotens bewegen. Dort treffen sie auf Makrophagen. Tierversuchen mit Mäusen zeigen, dass eine Boosterimpfung in derselben Körperstelle dazu führt, dass die bereits aktiven Makrophagen das neue Antigen besonders effektiv erfassen und die bestehenden B-Gedächtniszellen zur schnelleren und stärkeren Produktion von Antikörpern aktivieren. Es kommt dadurch zu einer schnelleren und stärkeren Immunantwort, als wenn der Booster an einer anderen Körperstelle injiziert würde.

„Makrophagen sind bekannt dafür, Krankheitserreger zu verschlingen und abgestorbene Zellen zu beseitigen. Unsere Studie legt nahe, dass die Makrophagen in den nächstgelegenen Lymphknoten jedoch auch eine zentrale Rolle dabei spielen, eine wirksame Impfantwort bei einer erneuten Dosis zu koordinieren. Der Ort der Impfung ist also tatsächlich entscheidend.“

mRNA-Impfstoffe von BioNTech

Anschließend haben die Forscher mit 30 Probanden überprüft, ob die Ergebnisse auch beim Menschen auftreten. Dazu haben die Teilnehmer den mRNA-Impfstoff von BioNTech gegen Covid-19 erhalten. Zwanzig Probanden erhielten die zweite Dosis in denselben Arm und zehn Probanden in den anderen Arm.

„Die Gruppe, die beide Impfungen im selben Arm erhielt, entwickelte signifikant schneller neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 – schon in der ersten Woche nach der zweiten Dosis.“

Die klinische Studie zeigt zudem, dass die Antikörper eine bessere Wirksamkeit gegen Varianten wie Delta und Omikron haben. Nach rund vier Wochen hat sich das Antikörperniveau der beiden Gruppen angeglichen. Laut den Forschern kann der frühzeitige Schutz jedoch entscheidend sein, um einen Krankheitsausbruch zu verhindern.

„Wenn Sie Ihre COVID-Impfungen in unterschiedlichen Armen erhalten haben, ist das kein Grund zur Sorge – unsere Forschung zeigt, dass sich der Unterschied im Schutz mit der Zeit ausgleicht. Doch gerade zu Beginn einer Pandemie kann eine schnelle Immunantwort auf Bevölkerungsebene den entscheidenden Unterschied machen. Eine gleiche Arm-Strategie könnte helfen, schneller eine Herdenimmunität zu erreichen – vor allem bei schnell mutierenden Viren, bei denen eine schnelle Reaktion zählt.“

Cell, doi: 10.1016/j.cell.2025.04.005

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