Mendel’sche Randomisierung

Cholesterinsenker könnten Demenzrisiko deutlich verringern

 Robert Klatt

Reduzierter Cholesterinspiegel senkt das Demenzrisiko )kcotS ebodAdrofhsa regor(Foto: © 

Menschen, die aufgrund einer Genvariante einen geringeren Cholesterinspiegel haben, erkranken deutlich seltener an Demenz. Es ist deshalb davon auszugehen, dass auch Cholesterinsenker das Demenzrisiko reduzieren. Ob dies tatsächlich so ist, muss eine Langzeitstudie aber noch untersuchen.

Bristol (England). Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich etwa zehn Millionen Menschen an Demenz. Bisher konnte die Medizin die Ursachen der neurodegenerativen Krankheit noch nicht entschlüsseln. Forscher der University of Bristol haben nun eine Studie auf Basis von Gesundheitsdaten von rund einer Million Menschen publiziert, die zeigt, dass ein niedriger Cholesterinspiegel das Demenzrisiko senkt.

Wie die Wissenschaftler erklären, besitzen manche Menschen Gene, die dieselben Proteine beeinflussen wie cholesterinsenkende Medikamente wie Statine oder Ezetimib. Um zu untersuchen, wie sich die Wirkstoffe dieser Medikamente langfristig auf das Demenzrisiko auswirken, haben die Forscher die Mendel’sche Randomisierung verwendet, eine Analysetechnik, die die Wirkung von Medikamenten nachbilden kann, ohne dass weitere Faktoren wie die Ernährung oder der Lebensstil das Ergebnis verfälschen.

Cholesterinspiegel beeinflusst das Demenzrisiko

Die Ergebnisse zeigen, dass das Demenzrisiko von Menschen mit und ohne die genetischen Varianten sich deutlich unterscheidet. Menschen, deren Cholesterinspiegel im Blut nur ein Millimol pro Liter geringer ist, haben demnach ein um rund 80 Prozent geringeres Demenzrisiko.

„Was unsere Studie zeigt, ist, dass Menschen mit genetischen Varianten, die den Cholesterinspiegel senken, ein deutlich geringeres Risiko haben, an Demenz zu erkranken.“

Laut den Forschern deutet die Studie darauf hin, dass ein geringerer Cholesterinspiegel, unabhängig davon, ob dieser durch Medikamente oder eine Genvariante reduziert wurde, das Demenzrisiko senkt.

Studien mit jahrzehntelanger Nachbeobachtung

Die bisher vorliegenden Ergebnisse belegen bisher nicht, ob Cholesterinsenker das Demenzrisiko so beeinflussen wie die Genvariante. Die Forscher wollen deshalb eine klinische Studie über einen Zeitraum von zehn bis 30 Jahren durchführen, um zu untersuchen, ob und wie sich cholesterinsenkende Medikamente auf das Demenzrisiko auswirken.

Sie erklären zudem, dass es bisher nicht bekannt ist, wieso der Cholesterinspiegel das Demenzrisiko beeinflusst. Eine potenzielle Erklärung ist die daraus resultierende Arteriosklerose, also die Verhärtung und Verengung der Blutgefäße.

„Arteriosklerose entsteht, wenn sich Cholesterin in den Blutgefäßen ablagert. Diese Ablagerungen können im gesamten Körper und auch im Gehirn auftreten. Dadurch steigt das Risiko für kleine Blutgerinnsel, eine der Ursachen von Demenz.“

Quellen:

Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Pressemitteilung der University of Bristol

Studie im Fachmagazin The Journal of the Alzheimer's Association, doi: 10.1002/alz.70638

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