Sexuell übertragbar

Chlamydien benötigen Glutamin für ihre Vermehrung

Dennis L.

Links ruhende Chlamydien (helle Kreise), welche ohne Glutamin gehalten werden. Nach der Zugabe von Glutamin (rechts) gehen die Bakterien in die Teilungsstadien über (dunklere Kreise). )grubzrüW tätisrevinUeigoloiborkiM rüf lhutsrheL(Foto: © 

Damit sich Chlamydien im menschlichen Körper schnell vermehren können, benötigen sie in ausreichenden Mengen Glutamin. Forscher konnten nun klären, wie sich die sexuell übertragbaren Bakterien diesen Stoff beschaffen.

Würzburg (Deutschland). Bei Chlamydien handelt es sich um sexuell übertragbare Bakterien, welche für die meisten Geschlechtskrankheiten in Deutschland verantwortlich sind. Sie können Entzündungen in der Harnröhre, der Scheide oder im Analbereich auslösen. Wird eine Infektion durch Chlamydien frühzeitig vom Arzt entdeckt, so lässt sie sich in den meisten Fällen gut mit Antibiotika behandeln.

Medizinische Schätzungen gehen davon aus, dass akut etwa 130 Millionen Menschen auf der Welt mit Chlamydien infiziert sind. Ganz typisch für die Infektion ist, dass sie in den meisten Fällen ohne spürbare Symptome verläuft und daher oftmals unentdeckt bleibt. Dies erleichtert die Verbreitung der Bakterien und kann als Folge zu schweren oder chronischen Krankheitsverläufen wie Eierstockkrebs oder Gebärmutterhalskrebs führen. Für detaillierte und weiterführende Informationen sollten Sie sich den Ratgeber der Shop Apotheke zum Thema Chlamydien anschauen.

Chlamydien können nur mit Glutamin überleben

Im menschlichen Körper können Chlamydien nur überleben, wenn sie in die Zellen des Wirtes eindringen, denn nur hier finden sie die benötigten Stoffe, welche die Bakterien für ihre Vermehrung benötigen. Einmal in eine Zelle eingedrungen, errichten sie dort eine kleine Blase, wo sie sich über Generationen hinweg teilen.

Aber wodurch genau wird die Teilung der Zellen eingeleitet? Bisher konnte niemand diese Frage mit Sicherheit beantworten. Forscher der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) haben sich dieser Thematik angenommen und konnten schlussendlich eine Antwort finden. Auf der Suche nach Heilmitteln ist dieses Wissen äußerst wichtig, denn wie bei vielen anderen Infektionskrankheiten auch, bietet der erste Schritt der Vermehrung einen besonders guten Angriffspunkt für Medikamente.

Umprogrammierung der Zellen, um an das benötigte Glutamin zu gelangen

Wie die Forscher um Dr. Karthika Rajeev im Fachmagazin Nature Microbiologie berichten besteht der erste Schritt der Chlamydien daraus, den Stoffwechsel der menschlichen Wirtszelle umzuprogrammieren. Die infizierten Zellen importieren als Folge vermehrt die Aminosäure Glutamin aus der näheren Umgebung. Geht bei diesem Prozess etwas schief, beispielsweise weil das Glutamin-Importsystem nicht funktioniert, können sich die Chlamydien nicht vermehren.

„Die Chlamydien brauchen viel Glutamin, um das ringförmige Molekül Peptidoglykan zu synthetisieren“, erläutert Professor Rudel, der im Biozentrum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg den Lehrstuhl für Mikrobiologie leitet. Das besagte Ringmolekül ist ein genereller Baustoff bei Bakterien, aus dem sie ihre Zellwand errichten. Auch Chlamydien nutzen dieses Molekül für den Aufbau neuer Zellwände, welche für die Zellteilung benötigt werden.

In weiteren Untersuchungen möchte das Forscherteam verstehen, welche Bedeutung der Glutaminstoffwechsel bei einer chronischen Chlamydien-Infektion hat. Durch dieses Verständnis erhoffen sich die Forscher neue Hinweise, mit denen man den Verlauf schwerer Erkrankungen aufgrund der Infektion besser verstehen kann.

Nature Microbiologie, doi: 10.1038/s41564-020-0762-5

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