Schlaganfälle und Co.

Cannabis verdoppelt Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen

 Robert Klatt

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Cannabiskonsumenten sterben deutlich öfter an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Menschen, die die Droge nicht nutzen. Forscher empfehlen deshalb eine strengere Regulierung von Cannabis, ähnlich wie bei Tabak, sprechen sich aber gegen ein Verbot aus.

Toulouse (Frankreich). In vielen Ländern hat der Cannabiskonsum in den letzten zehn Jahren stark durch die Legalisierung der Droge und die vermehrte medizinische Nutzung stark zugenommen. In der Medizin gibt es jedoch Hinweise darauf, dass Cannabis das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. Eine Studie der University of Calgary (UCalgary) zeigte etwa, dass es bei Menschen mit einer Cannabiskonsumstörung öfter zu kardiovaskulären Problemen wie Herzinfarkten, Schlaganfällen und Herzrhythmusstörungen kommt. Wie stark Cannabis das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung genau beeinflusst, war bislang aber unklar.

Forscher der University of Toulouse haben deshalb 24 Studien aus dem Zeitraum von Januar 2016 bis Dezember 2023 mit rund 200 Millionen Probanden analysiert. Dabei standen Studien im Fokus, die den Zusammenhang zwischen Cannabis und schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod durch Herzleiden untersucht haben. Ein Großteil der Probanden war zwischen 19 und 59 Jahre alt und männlich.

Höheres Risiko für Schlaganfälle, koronare Syndrome und Co.

Laut der Publikation im Fachmagazin Heart zeigen die analysierten Daten, dass Cannabiskonsumenten ein höheres Risiko für Schlaganfälle (20 %) und akute koronare Syndrome (29 %) haben. Sie sterben zudem doppelt so oft an Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Menschen, die die Droge nicht konsumieren.

Wie die Forscher erklären, haben die analysierten Studien aber ein moderates bis hohes Risiko für Verzerrungen, unter anderem, weil das Ausmaß des Cannabiskonsums nicht genau erfasst wurde. Außerdem handelt es sich um Beobachtungsstudien, die keine Kausalität beweisen können. Die Autoren sind trotzdem der Ansicht, dass ihre Metastudie die bisher umfassendste Analyse zur Verbindung zwischen Cannabiskonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist und dabei helfen kann, den Zusammenhang anhand realer Patientendaten besser zu verstehen.

Schutzmaßnahmen wie bei Tabak

In Anbetracht ihrer Ergebnisse sprechen die Forscher sich dafür aus, Cannabis und dessen Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Laut ihnen sind viele Menschen der Ansicht, dass die Droge kaum Risiken birgt.

„Cannabis muss in die Strategien zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingebunden werden. Gleichzeitig muss die Prävention solcher Krankheiten ein Bestandteil der Regulierung von Cannabismärkten sein. Wirksame Warnhinweise auf Produkten sowie Aufklärung über Risiken müssen entwickelt, vorgeschrieben und umgesetzt werden.“

Die Forscher sprechen sich aber nicht für ein Cannabisverbot aus, sondern empfehlen, dass die Droge ähnlich wie Tabak reguliert werden sollte.

„Cannabis sollte wie Tabak behandelt werden: nicht kriminalisiert, aber entmutigt – und mit Schutzmaßnahmen für Dritte gegen Passivkonsum.“

Heart, doi: 10.1136/heartjnl-2024-325429

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