Robert Klatt
Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, entwickeln oft eine suchthafte Cannabiskonsumstörung (CUD). Nun wurde entdeckt, dass die Droge bei Menschen mit einer CUD das Mundkrebsrisiko stark erhöht.
San Diego (U.S.A.). In vielen Ländern wurde die Droge Cannabis in den letzten Jahren legalisiert. Die Anzahl der Cannabiskonsumenten hat dadurch deutlich zugenommen, unter anderem, weil viele Menschen die pflanzliche Droge für weniger gefährlich als Tabak oder Alkohol halten. In den U.S.A. haben etwa 2022 rund 17,7 Millionen Menschen täglich oder fast täglich Cannabis konsumiert. Etwa ein Drittel der Konsumenten, die die Droge so oft nutzen, entwickelt laut Studie eine sogenannte Cannabiskonsumstörung (Cannabis Use Disorder, CUD), also ein Suchtverhalten.
Angesichts dieser Situation untersucht die Medizin zunehmend die Gesundheitsrisiken des Cannabiskonsums. Forscher der University of California, San Diego (UCSD) haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob es einen Zusammenhang zwischen einer Cannabiskonsumstörung und Mundkrebs, einer Krebsart, bei der das Rauchen von Tabak einer der größten Risikofaktoren ist, besteht. Laut den Ergebnissen haben Personen mit einer CUD ein rund dreimal so hohes Risiko, innerhalb von fünf Jahren an Mundkrebs zu erkranken, wie Personen ohne CUD.
„Cannabisrauch enthält viele der gleichen krebserregenden Substanzen wie Tabakrauch, die bekanntermaßen das Epithelgewebe in der Mundhöhle schädigen. Diese Ergebnisse fügen sich in eine wachsende Zahl von Hinweisen ein, dass chronischer oder problematischer Cannabiskonsum das Krebsrisiko in Geweben erhöhen könnte, die Rauchpartikeln ausgesetzt sind.“
Laut der Publikation im Fachmagazin Preventive Medicine Reports basiert die Studie auf Gesundheitsdaten von mehr als 45.000 Menschen, bei denen bei 949 eine CUD diagnostiziert war. Die Analyse zeigt, dass Menschen mit einer CUD ein deutlich höheres Risiko dafür haben, innerhalb von fünf Jahren an Mundkrebs zu erkranken, als Menschen ohne CUD (+ 325 %). Menschen, die Zigaretten rauchen und eine CUD haben, haben sogar ein mehr als sechsmal so hohes Mundkrebsrisiko (+ 624 %).
Wie die Forscher erklären, besteht der Zusammenhang zwischen CUD und Mundkrebs auch bei Menschen, die Cannabis ohne Tabak konsumieren. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Tetrahydrocannabinol (THC), das psychoaktive Cannabinoid der Droge, das Immunsystem unterdrückt und dadurch das Krebsrisiko zusätzlich erhöht. Weitere Studien sollen bald untersuchen, ob dieser Mechanismus tatsächlich für das höhere Mundkrebsrisiko bei Menschen mit CUD verantwortlich ist.
Die aktuellen Ergebnisse zeigen laut den Forschern jedoch schon, dass Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, gezielte Krebsscreenings für Risikopatienten durchlaufen sollten und dass die Drogenaufklärung und Prävention stärker auf die Mundgesundheit eingehen sollte.
Preventive Medicine Reports, doi: 10.1016/j.pmedr.2025.103185