Genetische Umprogrammierung

Brustkrebs macht Killerzellen zu Helfern

Dennis L.

Forscher finden heraus, wie Brustkrebs Metastasen bilden kann, obwohl die körpereigenen Killerzellen dies eigentlich verhindern sollten. )moc.hsalpsnuetutitsnI recnaC lanoitaN(Foto: © 

Normalerweise sind Killerzellen die perfekte Waffe gegen Krebstumore und Metastasen. Neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft zeigten jedoch, dass diese Zellen durch den Kontakt mit den Krebszellen umprogrammiert werden. Diese genetische Umprogrammierung kann für Krebspatienten fatale Folgen mit sich bringen.

Baltimore (U.S.A.). Das angeborene Immunsystem des Menschen, verfügt über sogenannte Killerzellen. Diese nehmen eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Körpers und im Kampf gegen Krebs ein. Treffen die Killerzellen andere Zellen, erkennen diese, welche Zellen schädlich für das Immunsystem des Körpers sind und welche nicht. Bei schädlichen zellen sondern die Killerzellen dann ein Enzym ab. Dieses Enzym treibt die schädlichen Zellen in den Selbstmord. Dem Tumorwachstum wird so entgegengewirkt und gleichzeitig werden Krebszellen abgetötet, welche Metastasen bilden würden.

Dieses System funktioniert jedoch in der Praxis nicht immer. Allein die Brustkrebserkrankungen bei Frauen liegen bei 70.000 pro Jahr, wovon ein Teil zusätzlich auch Metastasen bekommt.

Killerzellen werden ausgetrickst

Den Mechanismus der Killerzellen müssen die Brustkrebszellen also irgendwie ausgetrickst haben. Wie dies funktioniert war bisher noch nicht bekannt. Um dies herauszufinden, haben einige Forscher eine Studie erstellt und die Killerzellen dabei genauer untersucht. Dazu gaben Isaac Chan von der Johns Hopkins University in Baltimore und seine Forschungskollegen einige Killerzellen auf einen künstlich gezüchteten Brustkrebstumor. Zunächst geschah das, was zu erwarten war: Die Killerzellen dezimierten die Krebszellen sofort. Nach ungefähr 36 Stunden jedoch, kamen die Krebszellen zurück und verdoppelten sich sogar, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie im Journal of Cell Biology berichteten.

Wie es zu diesem Verhalten kam, wollte das Forschungsteam herausfinden. Dazu setzten sie die scheinbar wirkungslosen Killerzellen auf neue Krebstumore. Das Ergebnis zeigte, dass die Killerzellen gar nicht mehr ihrer normalen Arbeit nachgingen, sondern die Krebszellen sofort unterstützten. „Die Krebszellen programmieren die feindliche Wirkungsweise der Killerzellen so um, dass sie die Krebszellen unterstützen, statt sie zu bekämpfen“, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Durch den dauerhaften Kontakt verändert sich die genetische Ebene der Killerzellen, so beschreibt das Forschungsteam den Umerziehungseffekt der Killerzellen.

Mögliche Lösungsansätze

Eine Umkehr dieser Umprogrammierung ist jedoch möglich, wie das Team um Isaac Chan belegen konnte. Dazu wurden Antikörper eingesetzt, welche auf der Zelloberfläche der umprogrammierten Killerzellen eingesetzt wurden und somit deren Verhalten wieder rückgängig machen sollten. Durch die Behandlung von Antikörpern wird der Effekt der bösartigen Killerzellen neutralisiert und die Bildung von neuen Tumorkolonien effektiv verhindert.

Journal of Cell Biology, doi: 10.1083/jcb.202001134

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