Bessere Behandlung

Bluthochdruck kann Sterberisiko senken

Robert Klatt

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Bluthochdruck (Hypertonie) erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei einer bestimmten Gruppe sinkt durch hohen Blutdruck das Sterberisiko jedoch.

Ulm (Deutschland). Beim Menschen kann es im hohen Alter und durch Krankheiten dazu kommen, dass die Blutgefäße ihrer Elastizität verlieren. Dies führt zu Bluthochdruck (Hypertonie), was wiederum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall  erhöht. Bei Hochdruckpatienten wird der Blutdruck deshalb meist mit Medikamenten auf einen systolischen Wert von unter 140 Millimeter Quecksilber (mmHg) gesenkt.

Gesundheitsdaten deuten jedoch darauf hin, dass diese Behandlung nicht bei allen Menschen mit Bluthochdruck sinnvoll ist. Die Medizin hat etwa entdeckt, dass die Medikamente das Risiko für Ohnmacht und Schwindel deutlich erhöhen können. Zudem gibt es Indizien für eine Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit bei Senioren, wenn deren systolischer Blutdruck auf deutlich unter 130 mmHg gesenkt wird. Zu den weiteren Nebenwirkungen der blutdrucksenkenden Medikamente gehören Verdauungsprobleme, Allergien und Reizhusten.

Auswirkungen von Bluthochdruck bei Senioren

Wissenschaftler der Universität Ulm haben deshalb die Auswirkungen von Bluthochdruck bei Senioren erneut untersucht. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Hypertension nutzten sie dazu Daten der ActiFE-Studie (Activity and Function in the Elderly), die in Ulm im Jahr 2009 begonnen wurde. Im Rahmen der Studie wird primär die körperliche Aktivität von Probanden über 65 Jahren dokumentiert. Das Durchschnittsalter der 1.100 Teilnehmer lag bei 74 Jahren.

Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Sterblichkeit

Mithilfe von Wahrscheinlichkeitsmodellen berechneten die Wissenschaftler um Kaj-Marko Kremer den Zusammenhang zwischen der Sterblichkeit (Mortalität) der Probanden und ihrem systolischen Blutdruck. Die übrigen Einflussfaktoren wie der Zigaretten- und Alkoholkonsum, das Geschlecht und das Alter wurden ebenfalls in der Modellrechnung berücksichtigt.

Die Ergebnisse der Analyse bestätigen, dass es manchmal besser ist, bei Senioren auf blutdrucksenkende Medikamente zu verzichten. Laut der Studie beeinflusst die Gebrechlichkeit einer Person stark, wie die Gesundheit durch den Bluthochdruck beeinflusst wird.

Hypertonie kann gebrechlichen Senioren helfen

„Wie wir beobachten können, verläuft das Altern von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Neben den fitten und sportlich aktiven Über-80-Jährigen gibt es gebrechliche und wenig belastbare 70-Jährige“, erklärt Kremer.

Überraschend nimmt das Sterberisiko bei besonders gebrechlichen Patienten mit der Zunahme des Blutdrucks ab. Am geringsten ist für diese Gruppe die Mortalität bei einem Blutdruck von 160 mmHg oder höher. Bei fitten Senioren ist das Sterberisiko hingegen bei einem systolischen Blutdruck von 130 mmHg am geringsten. Dies entspricht dem Wert, den die Medikamente erreichen wollen.

Laut den Autoren zeigen die Ergebnisse, dass bei der Behandlung von Bluthochdruck weiter Faktoren berücksichtigt werden sollten. In Zukunft sollte die patientenspezifische Behandlung von Bluthochdruck vor allem auch die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit miteinbeziehen.

Hypertension, doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.121.17530

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