Robert Klatt
Der plötzliche Herztod trifft auch junge, scheinbar gesunde Menschen. Neue Analysen zeigen nun, dass dafür Narbengewebe verantwortlich ist, das bei Stress oder hohen Belastungen die Übermittlung von elektrischen Impulsen im Herzen stört.
Freiburg im Breisgau (Deutschland). Der plötzliche Herztod trifft nicht nur Senioren, sondern auch vermeintlich gesunde, junge Menschen. Welche Ursachen dafür verantwortlich sind, konnte die Medizin bisher nicht vollumfänglich klären. Mehrere Studien deuten aber darauf hin, dass Infektionen, genetische Prädespositionen und Überanstrengungen im Herz kleinste Vernarbungen auslösen, die später zu einem plötzlichen Herztod führen.
Forscher der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (UFR) haben nun die Herzfunktion von Mäusen mit einer Prädespositionen zum plötzlichen Herztod untersucht. Sie haben dazu hochauflösende mikroskopische 3D-Aufnahmen und Messungen der Elektrophysiologie des Organs verwendet, um minimale Muskelveränderungen und deren Auswirkungen auf die elektrische Reizleitung zu erkennen.
Die Untersuchungen zeigen, dass Narbengewebe die Herzfunktion nicht immer stört. Es beeinflusst aber die Ausbreitung der elektrischen Signale im Herzen in Abhängigkeit von der Herzfrequenz. Wenn die Herzfrequenz im normalen Bereich liegt, werden die elektrischen Signale auch bei vorhandenem Narbengewebe problemlos übertragen.
Wenn die Herzfrequenz durch Stress oder eine starke körperliche Belastung zunimmt, wird die Übertragung der elektrischen Impulse durch das Narbengewebe jedoch abgeschwächt oder komplett blockiert. Im schlimmsten Fall können die Reizleitungsstörungen zum Aussetzen des Herzens führen. Die Vernarbungen des Herzens können also nicht unter Normalbedingungen, sondern nur bei einer stärkeren Belastung des Organs über die elektrischen Signale gemessen werden.
„Dies fördert wiederkehrende Herzrhythmusstörungen selbst in Regionen des Herzens, die bei geringerer Belastung unauffällig erscheinen.“
Laut den Forschern zeigt die Studie, dass Narbengewebe aktiv die Funktionsweise des Herzens stört. Die neuen Erkenntnisse erklären, wieso der plötzliche Herztod auch scheinbar gesunde Menschen trifft.
„Unsere Studie zeigt, dass Narbengewebe im Herzen nicht einfach stört – es beeinflusst aktiv, wie das Herz arbeitet. Das hilft uns, die elektrischen Ursachen von Rhythmusstörungen besser zu verstehen – und langfristig auch, Diagnose und Behandlung gezielter zu gestalten.“
In Zukunft kann das Wissen dabei helfen, Risikopatienten besser zu identifizieren und zu überwachen. Dazu könnten digitale Zwillinge von realen Patienten entwickelt werden, die den Zustand des Herzens zeigen. Außerdem wollen die Forscher das Bildgebungsverfahren weiter optimieren, damit dieses dazu verwendet werden kann, um im klinischen Alltag individuelle Risikoabschätzungen zu erstellen oder individuelle Therapien für Patienten mit Herzmuskelerkrankungen und Narbengewebe zu erstellen.
Quellen:
Pressemitteilung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (UFR)
Studie im Fachmagazin Nature Cardiovascular Research, doi: 10.1038/s44161-025-00728-9