Robert Klatt
In Deutschland sind viele Menschen dem radioaktiven Gas Radon ausgesetzt. Eine Karte zeigt nun, wo die Belastung in Innenräumen besonders hoch ist.
Salzgitter (Deutschland). Das radioaktive Gas Radon bildet sich durch den Zerfall von Uran und Thorium nahezu überall im Untergrund. Am meisten Radon entsteht in Gebieten mit uranhaltigem Gestein, etwa den süddeutschen Mittelgebirgen. Wenn Radon aus dem Boden aufsteigt, kann es durch kleine Spalten in Gebäude eindringen und sich dort ansammeln. Dadurch nimmt das langfristig das Lungenkrebsrisiko signifikant zu. Eine deutsche Behörde hat deshalb 2022 eine Karte erstellt, die zeigt, in welchen Regionen wie viel Radon entsteht.
Nun haben die Wissenschaftler des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) eine Karte publiziert, die die durch Radon verursachte Radioaktivität in Innenräumen zeigt. Die Karte basiert auf Radonmessungen in deutschen Wohnungen, die zwischen 2019 und 2020 durchgeführt wurden. Wie hoch die Radonbelastung in Innenräumen ist, wird hauptsächlich durch die Radonmenge im Untergrund, die Beschaffenheit des Gebäudes und die jeweilige Etage beeinflusst. Am höchsten sind die Radonwerte in der Regel im Keller und im Erdgeschoss.
Im Mittel liegt die Radonbelastung in Wohnräumen in Deutschland laut dem BfS bei Becquerel pro Kubikmeter. Die regionalen Unterschiede sind sehr groß. Während im westlichen Niedersachsen die Werte oft unter 35 Becquerel pro Kubikmeter liegen, erreichen sie in vielen süddeutschen Mittelgebirgs- und Gebirgsregionen bis zu 150 Becquerel pro Kubikmeter. Wie Inge Paulini, Präsidentin des BfS, erklärt, können zudem einzelne Gebäude deutlich vom Durchschnittswert einer Region abweichen.
„Die teils sehr niedrigen Durchschnittswerte bedeuten nicht, dass in der eigenen Gemeinde keine erhöhten Radon-Werte auftreten können. Selbst bei einem niedrigen Durchschnitt sind in einzelnen Wohnungen hohe oder sehr hohe Radon-Konzentrationen von über 1.000 Becquerel pro Kubikmeter möglich.“
Der gesetzliche Referenzwert bei Radon liegt bei 300 Becquerel pro Kubikmeter. Ab diesem Wert sind am Arbeitsplatz Schutzmaßnahmen vorgeschrieben. Es gibt jedoch keinen sicheren Grenzwert, bei der radioaktive Radon als ungefährlich gilt. Paulini empfiehlt deshalb Menschen, die in besonders belasteten Regionen leben, eine Radonmessung durchführen zu lassen, anstatt sich nur auf die Durchschnittswerte zu verlassen.
„Nur eine Radonmessung bringt Klarheit. Sie ist einfach und kostengünstig zu haben. Lediglich etwas Geduld sollte man mitbringen. Denn für ein optimales Ergebnis sollte die Messdauer ein ganzes Jahr betragen.“