Mohorovičić-Diskontinuität

Chinesisches Forschungsschiff bohrt bald in den Erdmantel

 Robert Klatt

Forschungsschiff Meng Xiang )yevruS lacigoloeG anihC(Foto: © 

Das Forschungsschiff Meng Xiang soll bald elf Kilometer in den Meeresboden bohren und Proben aus der Mohorovičić-Diskontinuität (Moho) entnehmen. Über diesen Teil der Erde gibt es bisher nur indirektes Wissen.

Guangzhou (China). China hat kürzlich den Bau des größten Forschungsschiffs des Landes abgeschlossen. Die Meng Xiang ist rund 180 Meter lang und 33 Meter breit. Sie beheimatet neun Labore, in denen in Zukunft Geologen, Geochemiker, Mikrobiologen und Ozeanografen forschen sollen. Insgesamt können auf der Meng Xiang 180 Menschen leben.

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Geoscience nutzt die Guangzhou Marine Geological Survey der China Geological Survey (CGS) das große Forschungsschiff primär, um durch die Mohorovičić-Diskontinuität (Moho) in den Erdmantel zu bohren. Die Moho ist die Grenzfläche zwischen der Erdkruste und dem Erdmantel. An Land befindet sich die Moho in einer Tiefe zwischen 15 und 20 Kilometer und unter dem Meeresboden in einer Tiefe von fünf bis 15 Kilometer.

Elf Kilometer tiefe Bohrung

Die chinesischen Wissenschaftler haben geplant, mit dem neuen Forschungsschiff bis zu elf Kilometer tief in den Meeresboden zu bohren. Diese Bohrtiefe hat zuvor noch kein anderes Schiff erreicht. In der Geologie existiert deshalb bisher nur indirektes Wissen über den Bereich der Erde, das unter anderem mithilfe von seismografischen Messdaten und über Mineralien, die durch Vulkane an die Oberfläche transportiert wurden, ermittelt wurde. Die geplante Bohrung soll die ersten Proben aus der Moho zur Analyse an die Oberfläche bringen.

Die Bohrungen der Meng Xiang könnten im Indischen Ozean oder im Pazifik stattfinden. Der Pazifik ist der wohl wahrscheinlichste Einsatzort, weil die Moho unter den dortigen Bergrücken am flachsten ist. Das Wasser erreicht in der Region eine Tiefe von etwa vier Kilometer und die Moho liegt etwa sechs Kilometer darunter.

Erste Bohrungen Anfang 2026

Der Zeitplan sieht vor, dass die ersten Bohrungen Anfang 2026 stattfinden. Die Moho wird das Forschungsschiff aber erst später erreichen, weil bei so tiefen Bohrungen ein hoher Druck und Temperaturen von mehreren hundert Grad Celsius bestehen. Damit das Bohrloch bei diesen problematischen Bedingungen stabil bleibt, muss permanent Bohrschlamm in das Loch transportiert werden. Das dazu erforderliche Zirkulationssystem ist jedoch bisher nicht fertig und soll spätestens 2030 nachgerüstet werden.

Neben den wissenschaftlichen Aufgaben verfolgt China mit dem neuen Forschungsschiff auch wirtschaftliche Interessen, darunter das Erkunden von neuen unterseeischen Gas- und Ölfeldern.

Nature Geoscience, doi: 10.1038/s41561-025-01675-7

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