Zwei biologische Väter

Mäuse nur aus männlichen Zellen erschaffen

Robert Klatt

Maus mit zwei Vätern (Symbolbild) )kcotS ebodAlekumfe(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Forscher haben mit Stammzellen aus der Haut von zwei Männchen Mäuse erschaffen. Die Tiere haben biologisch also zwei Väter und keine Mutter
  • In wenigen Jahren könnte die Methode es schwulen Paaren ermöglichen, Kinder zu zeugen und unfruchtbaren Frauen mit Turner-Syndrom helfen

Forscher haben Mäuse ausschließlich aus Hautzellen von Männchen erschaffen. Der Durchbruch in der Gentechnik könnte es bald schwulen Paaren ermöglichen, Kinder zu zeugen.

Motooka (Japan). Wissenschaftler um den auf die Genetik von Keimzellen spezialisierten Biologen Katsuhiko Hayashi von der japanischen Universität Kyushu haben Mäuse nur aus männlichen Zellen gezüchtet.  Laut ihrer Präsentation auf dem International Summit on Human Genome Editing am Londoner Francis Crick Institute waren keine Eizellen von Weibchen nötig. Im biologischen Sinne haben die Mäuse also zwei Väter und keine Mutter.

Wie der Guardian berichtet, haben die Forscher den Hautzellen männlicher Mäuse mit der männlichen Chromosomenpaarung XY Stammzellen gewonnen. Diese Zellen haben sie dann so umcodiert, dass aus ihnen Eizellen mit der weiblichen Chromosomenpaarung XX entstehen. Die Forscher nutzten dafür ein X-Chromosom aus einer anderen, mit dem sie das vorhandene Y-Chromosom ersetzten.

„Der größte Trick ist die Verdopplung des X-Chromosoms. Dies ist der erste Fall, in dem robuste Eizellen aus männlichen Zellen erzeugt wurden.“

600 Embryos mit zwei Vätern

Die so entstandenen Eizellen konnten mit normale Mäusespermien befruchtet werden. Anschließend entwickelten sie sich in einer Zellkultur mit den Bedingungen einer realen Mäusegebärmutter weiter und wurden dann von Leihmuttermäusen ausgetragen. Insgesamt entstanden 600 Embryos, von denen jeder hundertste bis zur Geburt überlebte.

Die Erfolgsquote liegt also nur bei einem Prozent. Die geborenen Mäuse erscheinen aber gesund, haben eine normale Lebensdauer und können sich als Erwachsene normal fortpflanzen.

„Sie sehen gut aus, sie wachsen anscheinend normal, sie werden Väter.“

Fortpflanzung des Menschen?

Hayashi möchte die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen. Es könnten so neue Möglichkeiten der Fortpflanzung entstehen. Ob die Methode tatsächlich in der Reproduktionsmedizin verwendet wird, ist aber eher eine gesellschaftliche als eine wissenschaftliche Frage.

„Rein technisch wird das schon in zehn Jahren möglich sein.“

Es wäre somit theoretisch möglich, dass schwule Paare ohne Zellen anderer Menschen Kinder zeugen können. Hayashi befürwortet diesen Einsatz, wenn es erwiesen ist, dass die Methode sicher ist. Das eigentliche Ziel des Forschungsprojekts ist es aber, unfruchtbaren Frauen mit Turner-Syndroms zu helfen, bei denen X-Chromosom beschädigt ist oder komplett fehlt.

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