Robert Klatt
Faultiere haben einen langsamen Stoffwechsel, der sich kaum an höhere Temperaturen anpasst. Die Tiere könnten deshalb angesichts des Klimawandels bald aussterben.
Hayfield (England). Faultiere haben eine sehr langsame Lebensweise und verdauen ihre Nahrung oft tagelang. Eine Studie der The Sloth Conservation Foundation (SloCo) zeigt nun, dass das entschleunigte Leben und die spezielle Anpassung an das Energiesparen dazu führen könnten, dass Faultiere bis zum Jahr 2100 aussterben. Laut der Publikation im Fachmagazin PeerJ Life & Environment sind Populationen aus den hohen Regionen in Mittel- und Südamerika besonders gefährdet, weil der Klimawandel dort zu deutlich höheren Temperaturen führt.
Um zu untersuchen, wie die zunehmenden Temperaturen den Stoffwechsel der Faultiere beeinflusst, haben die Forscher exemplarisch Zweifingerfaultiere (Choloepus) untersucht, die sowohl im Hochland als auch im Tiefland von Costa Rica leben. In Laboruntersuchungen haben sie dazu die Bedingungen des Klimawandels simuliert und dabei die Körperkerntemperatur und den Sauerstoffverbrauch der Faultiere beobachtet.
Die Experimente zeigen, dass Faultiere aufgrund ihres langsamen Metabolismus ihre Körpertemperatur kaum regulieren können. Besonders bei Tieren aus Hochgebirgsregionen nimmt der Energiebedarf bei höheren Temperaturen stark zu. Faultiere aus dem Tiefland können die Temperaturen besser vertragen, erreichen aber auch schnell eine Grenze, bei der die Tiere sich nicht schnell genug anpassen können.
„Unsere Forschung zeigt, dass Faultiere, insbesondere in hochgelegenen Regionen, möglicherweise nicht in der Lage sind, den für das Jahr 2100 prognostizierten erheblichen Temperaturanstieg zu überleben.“
Laut der Studie ist das größte Problem der Faultiere ihre langsame Verdauung, die rund 24-mal langsamer abläuft als bei ähnlich großen Pflanzenfressern. Die Tiere können deshalb ihren zusätzlichen Energiebedarf nicht durch eine höhere Nahrungsaufnahme ausgleichen und können somit ihre Körpertemperatur ab einem bestimmten Punkt der Erderwärmung nicht mehr regulieren. Eine Umsiedlung in andere Regionen ist bei Faultieren zudem ebenfalls problematisch.
„Im Gegensatz zu anderen Arten sind Faultiere Gewohnheitstiere, die auf ihren Lebensraum hoch spezialisiert sind und sich nicht für eine Umsiedlung in andere Regionen eignen.“
PeerJ Life & Environment, doi: 10.7717/peerj.18168