Experimente mit Killifischen

Keimzellen verursachen Geschlechterunterschiede bei der Lebenserwartung

Robert Klatt

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Frauen werden im Mittel deutlich älter als Männer. Nun wurde erstmals eine biologische Ursache gefunden, die die Geschlechterunterschiede bei der Lebenserwartung auslöst.

Osaka (Japan). Im globalen Mittel leben Frauen etwa vier Jahre länger als Männer. Die Geschlechterunterschiede bei der Lebenserwartung lassen sich teilweise durch den Lebensstil erklären, etwa durch den geringeren Alkoholkonsum und die gesündere Ernährung bei Frauen. Obwohl der Lebensstil sich bei vielen Tieren zwischen den Geschlechtern kaum unterscheidet, ist auch dort die Lebenserwartung der Männchen deutlich geringer.

Forscher der Universität Osaka um Kota Abe haben nun eine biologische Erklärung dafür entdeckt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Science Advances sind bei Wirbeltieren, also auch beim Menschen, Keimzellen mitverantwortlich für die Geschlechterunterschiede bei der Lebenserwartung. Es handelt sich dabei um die Zellen, aus denen beim Weibchen Eizellen und beim Männchen Spermien entstehen.

Experimente mit Killifischen

Entdeckt haben die Forscher dies bei der Analyse des Alterungsprozesses von Killifischen, einer im Süßwasser lebenden Fischart, die nur wenige Monate alt wird und bei der die Weibchen ebenfalls länger leben. In einem Experiment wurden den Fischen die Keimzellen entfernt, was dazu führte, dass die Lebenserwartung der Männchen und Weibchen sich anglich.

„Nach der Entfernung der Keimzellen lebten männliche Killifische länger als gewöhnlich, während die Lebensspanne der Weibchen kürzer wurde.“

Laut den Forscher hat die Entfernung der Keimzellen dazu geführt, dass das Hormonsystem der Fische sich verändert hat. Bei den Weibchen sank die Signalübertragung durch Östrogen, was dazu führt, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermehrt auftreten. Bei den Männchen nahm die Signalübertragung hingegen zu und die Gesundheit der Knochen und Muskeln verbesserte sich.

Vitamin D verlängert das Leben

Die Forscher haben zudem entdeckt, dass eine Substanz, die Vitamin D aktiviert, nachdem Eingriff in höheren Mengen vorhanden war. Sie haben den Fischen daraufhin aktives Vitamin D verabreicht, was die Lebenserwartung laut Tohru Ishitani bei beiden Geschlechtern erhöht hat.

„Unsere Arbeit deutet darauf hin, dass die Vitamin-D-Signalübertragung die Langlebigkeit anderer Wirbeltiere, einschließlich des Menschen, beeinflussen könnte.“

Welche Prozesse durch das Vitamin beeinflusst werden und wie sich dies auf die Fortpflanzung, die Alterung und die Lebenserwartung auswirkt, ist noch nicht bekannt. Die Studie zeigt jedoch, dass Keimzellen eine essenzielle Rolle spielen und deshalb in weiteren Studien untersucht werden sollten.

Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.adi1621

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