Mäuse, Vögel und Co.

Hauskatzen bedrohen die Artenvielfalt

Robert Klatt

Hauskatze spielt mit einem Beutetier )kcotS ebodAesaaH enidaN(Foto: © 

Hauskatzen wurden durch den Menschen auf, mit Ausnahme der Antarktis, auf alle Kontinente verbreitet. Ihr Jagdverhalten bedroht in vielen Ökosystemen die lokale Artenvielfalt.

Alabama (U.S.A.). Hauskatzen leben heute mit Ausnahme der Antarktis auf Kontinenten. Weil sie in ihren Lebensräumen kleine Tiere jagen, Krankheiten verbreiten und einheimische Raubtiere verdrängen, haben sie laut unterschiedlichen Studien große Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme. Eine umfassende Studie, die die Auswirkungen von Hauskatzen auf der gesamten Welt erfasst, fehlte bisher aber.

Forscher der Auburn University (AU) um Christopher Lepczyk haben deshalb auf Basis von 533 Studien eine umfassende Metaanalyse erstellt, die zeigt, wie das Jagdverhalten von Hauskatzen die jeweiligen Ökosysteme beeinflusst. Sie entdeckten dabei, dass Hauskatzen mindestens 2.084 unterschiedliche Beutetiere jagen.

„Diese 2.084 Arten stellen eine vorsichtige Schätzung dar. Wir gehen davon aus, dass wir noch viele weitere Beutetierarten entdecken werden, wenn weitere Studien dazu durchgeführt werden.“

Mäuse, Vögel und Co.

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Communications haben Hauskatzen eine breite Palette an Beutetieren, von denen viele Arten selten sind. Zu ihrer Nahrung zählen 981 Vogel-, 463 Reptilien-, 463 Säugetier-, 119 Insekten- und 57 Amphibienarten. Hinzu kommen 33 weitere Arten wie Fische, Schnecken, Spinnen und andere Gliederfüßer.

Besonders oft fressen Katzen Hausmäuse und Vögel, die auf allen Kontinenten einen Großteil der Beute ausmachen. Interessanterweise variiert die zweithäufigste Beutegruppe je nach Region. In Afrika, Asien und Australien sind es Reptilien, während in Europa, Nord- und Südamerika Säugetiere häufiger gefressen werden. Überraschenderweise konsumieren Katzen in Afrika mehr Insekten als Säugetierarten.

Speiseplan enthält gefährdeten Tierarten

Die Forscher fanden heraus, dass ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Beutetiere (16,65 %) laut der Roten Liste der IUCN als mindestens potenziell gefährdet eingestuft ist. Zudem gehören auch akut vom Aussterben bedrohte Tierarten (2,21 %) zu den gejagten Tierarten. Bemerkenswert ist, dass elf Arten, die früher von Katzen gejagt wurden, mittlerweile in der freien Wildbahn ausgestorben sind, darunter die Hawaiikrähe.

„Auf Inseln ist der Anteil der gefährdeten Spezies an der Katzenernährung mit 25,22 Prozent noch höher, vielleicht aufgrund der fehlenden Koevolution zwischen Beute und Raubtier und der Tatsache, dass viele bedrohte Tierarten nur noch auf bestimmten Inseln vorkommen.“

Emus, Meeresschildkröten und Kühe

Die Metastudie zeigt zudem, dass Katzen nicht ausschließlich kleine Tiere fressen. Ein Großteil (97 %) der verzehrten Arten hat ein Körpergewicht von unter fünf Kilogramm. Hauskatzen fressen aber deutlich größere Tierarten, darunter Emus, grüne Meeresschildkröten und Kühe. Die Tiere jagen Katzen aber nicht selbst, sondern fressen Teile von Tieren, die durch andere Raubtiere oder Menschen getötet wurden.

Es wird somit deutlich, dass Katzen extreme Generalisten sind. Ein besseres Verständnis ihrer Auswirkungen auf lokale Ökosystems ist daher entscheidend für die Entwicklung von Gegenmaßnahmen.

Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-023-42766-6

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