Gestörte Nahrungskette

Grauwale im Pazifik schrumpfen durch den Klimawandel

Robert Klatt

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Im Ostpazifik kommt es durch den Klimawandel häufig zu Warmwasserblasen. Die durchschnittliche Größe der dort lebenden Grauwale ist dadurch deutlich zurückgegangen. Dies könnte daran liegen, dass die veränderten Umweltbedingungen die Nahrungskette stören.

St Andrews (Schottland). Das Meerwasser des Ostpazifik vor der nordamerikanischen Küste ist normalerweise kühl. Durch den Klimawandel kommt es jedoch vermehrt zu Warmwasserblasen, die laut einer Studie der Universität Hamburg durch den Klimawandel verursacht werden. Es ist bereits bekannt, dass die sogenannten pazifischen Blobs bei Seevögeln und Meeressäugern Massensterben auslösen, weil die Nahrungskette durch die hohen Wassertemperaturen gestört wird.

Forscher der University of St Andrews (St And) um Dr. Enrico Pirotta haben nun eine Studie publiziert, laut der Grauwale, die dauerhaft in der betroffenen Region des Pazifiks leben, schrumpfen. Laut der Publikation im Fachmagazin Global Change Biology sind Tiere, die vor 2000 geboren wurden, im gleichen Alter etwa 1,65 Meter länger (+ 13 %), als Tiere, die um 2020 geboren wurden.

„Dies könnte ein frühes Warnzeichen dafür sein, dass die Anzahl dieser Population zu sinken beginnt oder nicht gesund ist. Wale gelten als Ökosystem-Sentinels, also wenn es der Walpopulation nicht gut geht, könnte das viel über die Umwelt selbst aussagen.“

Population von Grauwalen im Ostpazifik

Die Wissenschaftler beobachten seit mehreren Jahrzehnten eine Population von Grauwalen im Ostpazifik, die außerhalb der Fortpflanzungszeit nicht wie üblich in die Arktis schwimmt. Die Gruppe aus etwa 200 Tieren bleibt stattdessen vor der Küste von Oregon, einer Region, die von den vermehrten Blobs stark beeinflusst wird. Um eventuelle Auswirkungen der Warmwasserblasen auf die Wale zu untersuchen, haben die Forscher sie mit Drohnen aus der Luft vermessen.

Laut den Messdaten ist vor allem die Körpergröße der Weibchen stark gesunken. Der Größenunterschied zwischen den Geschlechtern, bei denen normalerweise bei Grauwalen die Weibchen deutlich größer als die Männchen sind, ist dadurch zurückgegangen. Diese Entwicklung sorgt dafür, dass die Jungtiere immer kleiner und leichter geboren werden. Der Rückstand ist laut den Forschern so groß, dass die Jungtiere ihn in ihrem Leben nicht vollständig aufholen können und somit kleiner bleiben als die älteren Generationen.

Veränderte Umweltbedingungen durch Klimawandel

Die Forscher halten es für sehr wahrscheinlich, dass das Schrumpfen bei den Grauwalen auf den Klimawandel und die dadurch veränderten Umweltbedingungen zurückgeht. Durch die Warmwasserblasen ist die Menge an Plankton seit 2000 merklich zurückgegangen. Dies beeinträchtigt die gesamte Nahrungskette und führt dazu, dass die Grauwale weniger Nahrung finden. Sie können somit nicht mehr so viel Energie in die Aufzucht ihres Nachwuchses investieren, wie noch vor wenigen Jahrzehnten. Ob und wie dies die Grauwalbestände im Nordpazifik beeinflusst, kann die Studie nicht beantworten.  

Global Change Biology, doi: 10.1111/gcb.17366

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