Robert Klatt
In einem Bernsteinklumpen aus der Kreidezeit wurde eine neue Wespenart entdeckt. Das rund 100 Millionen Jahre alte Insekt schließt eine Lücke in der Evolution.
Bremen (Deutschland). In der Paläontologie gilt Bernstein als eine Art Zeitkapsel, weil er Organismen über Millionen Jahre konservieren kann. In den letzten Jahren haben Forscher unter anderem eine haarige Schnecke aus der Kreidezeit und den Tierstamm Sialomorpha dominicana, die auch als Schimmelschweinchen bekannt sind, in Bernsteinklumpen entdeckt. Insektenforscher des Übersee-Museums Bremen (PDF) um Volker Lohrmann haben nun eine bislang unbekannte, 100 Millionen Jahre alte Wespenart in Bernstein entdeckt.
„Es ist ein lange gesuchtes Puzzleteil, das uns hilft, die Stammesgeschichte dieser heute nahezu weltweit verbreiteten Wespengruppe zu verstehen. Die heutigen Verwandten lassen sich weltweit finden, auf allen Kontinenten, abgesehen von der Antarktis. Auch bei uns gibt es sogenannte Plattwespen, von denen manche sogar als Nützlinge zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.“
Laut der Publikation im Fachmagazin Insects hat ein privater Sammler den Bernstein aus der Kreidezeit in Myanmar entdeckt. Weil die Untersuchung von kleinen Bernsteinklumpen sehr komplex ist und nur mit hochauflösenden Mikroskopen funktioniert, hat er seinen Fund an die professionellen Wissenschaftler übergeben.
Die Forscher des Übersee-Museums Bremen haben den Bernstein lichtmikroskopisch untersucht. Sie konnten dadurch das kleine Fossil des Insekts von allen Seiten betrachten und mit bekannten Insektenarten vergleichen, um zu ermitteln, ob es sich um eine zuvor unbekannte Art handelt.
Dabei haben die Wissenschaftler festgestellt, dass das Fossil zu einer unbekannten Gattung gehört, die sie auf den Namen Hukawngepyris setosus getauft haben. Hukawngepyris setosus ist rund doppelt so alt wie die zuvor bekannten Arten der Plattwespen. Aus welchem Grund die Insektenart ausgestorben ist und wo sie einst lebte, konnten die Forscher noch nicht beantworten.
„Darüber können wir tatsächlich gar nichts sagen, weil dieser Fund ein Einzelfund ist.“
Trotz der fehlenden Informationen hilft die Entdeckung dabei, die Lebenswelt der Erde vor 100 Millionen Jahren zu rekonstruieren.
Insects, doi: 10.3390/insects15050318