Confirmation Bias?

Zweifel an Studie zu interstellarem Meteoriten

Robert Klatt

Kügelchen des angeblichen interstellarem Meteoriten ).la te beoL(Foto: © 

Im Pazifik wurden angeblich Überreste eines interstellarem Meteoriten entdeckt. Mehrere Forscher haben die Arbeit nun als unwissenschaftlich kritisiert und die Funde infrage gestellt. 

Cambridge (U.S.A.). Wissenschaftler um den Astrophysiker Avi Loeb von der Harvard University haben kürzlich eine Studie publiziert, laut der sie vor Papua-Neuguineas im Pazifischen Ozean Überreste eines interstellaren Meteoriten entdeckt haben. Die Forscher sind überzeugt davon, dass es sich bei den kleinen Kügelchen um Partikeln des Meteoriten IM1 handelt, der 2014 die Erde getroffen hat. Dies bestätigen laut Loeb auch Analysen des Materials, die auf eine „wahrscheinlich extrasolare Zusammensetzung“ hindeuten, also belegen sollen, dass der Meteorit aus einem anderen Sonnensystem stammt.

Steve Desch von der Arizona State University (ASU) und Alan Jackson von der Towson University (TU) haben auf dem Preprint-Server arXiv nun eine Kritik an der Publikation von Loeb veröffentlicht. Laut den Forscher handelt es sich bei dem möglichen Fund eines interstellarem Meteoriten um einen sogenannten Bestätigungsfehler („Confirmation Bias“). Die Studie hat demnach gängige wissenschaftliche Methoden nicht beachtet und die entdeckten Funde lediglich in Hinblick auf die eigene Hypothese analysierte. Andere mögliche Erklärungen für den Fund hat das Team um Loeb laut den Kritikern hingegen nicht beachtet.

Ursprung in unserem Sonnensystem

Desch und Jackson erklären, dass das Verhältnis der Eisen-Isotope in den untersuchten Proben im Gegensatz zu den Behauptungen des Teams um Loebs mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,995 Prozent den Ursprung in unserem Sonnensystem haben kann. Die festgestellte ungewöhnliche Konzentration der Elemente Lanthan und Uran entspricht der Zusammensetzung anderer Mikrometeoriten.

Zudem führen die Forschenden den hohen Berylliumanteil auf Reaktionen mit Meerwasser zurück. Somit handelt es sich bei den Partikeln nicht um exotische Substanzen, sondern um Fragmente, wie sie allgemein auf der Erde gefunden werden können. Auch die Annahme, dass der ursprüngliche Meteorit interstellarer Herkunft sei, wird von ihnen infrage gestellt.

Kritik von Loeb

Die Forscher verweisen überdies auf eine zusätzliche Publikation im Fachmagazin Research Notes of the AAS, die ebenfalls erklärt, dass die Partikel irdischen Ursprungs sind und Ähnlichkeiten mit Flugasche aufweisen.

Loeb hat auf seiner Internetseite der Veröffentlichung in Research Notes of the AAS bereits widersprochen und diese als „Desinformation“ bezeichnet. Auf die detaillierte Kritik von Desch und Jackson hat der Astronom bisher nicht geantwortet.

Information der Medien

Die beiden Wissenschaftler haben sich eingehend mit dem Forschungsartikel auseinandergesetzt, um den auf Loeb basierenden Medienberichten entgegenzuwirken. Zudem haben sie sich zum Ziel gesetzt, den Peer-Review-Prozess von Loebs Artikel zu unterstützen. In ihrer Analyse identifizieren sie die zehn Hauptbehauptungen des Forschungsteams um Loeb. Ihrer Ansicht nach halten diese Behauptungen einer detaillierten Überprüfung nicht stand. Sie argumentieren sogar, dass teilweise Loebs eigene Daten seinen Behauptungen widersprechen.

arXiv, doi: 10.48550/arXiv.2311.07699

Research Notes of the AAS, doi: 10.3847/2515-5172/ad03f9

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