Robert Klatt
Helium-3 (3He) wird für Quantencomputer, Supraleiter und die Kernfusion benötigt, kommt auf der Erde aber nur in geringen Mengen vor. Das Start-up Interlune hat deshalb eine Helium-3-Erntemaschine für den Mond entwickelt.
Seattle (U.S.A.). Helium-3 (3He), ein stabiles Isotop von Helium mit zwei Protonen und einem Neutron, kommt auf der Erde nur in minimalen Mengen vor. Der 3He-Bedarf wird in den kommenden Jahrzehnten jedoch deutlich zunehmen, weil 3He sich für die Kühlung von Quantencomputern, die Produktion von Supraleitern und als Brennstoff für die Kernfusion eignet. Das Start-up Interlune hat deshalb im März 2024 angekündigt, dass es in Zukunft 3He auf dem Mond abbauen möchte. Die 3He-Konzentration ist dort rund 100-mal höher als auf der Erde.
Nun hat Interlune einen Prototyp der Helium-3-Erntemaschine in voller Größe präsentiert. Die in Kooperation mit Vermeer, einem Unternehmen, das Landwirtschafts- und Industriemaschinen baut, entwickelte Maschine kann etwa 100 Tonnen Mondgestein pro Stunde aufwirbeln, um das dort vorhandene 3He zu sammeln.
„Der erforderliche Hochgeschwindigkeitsabbau, um Helium-3 in großen Mengen auf dem Mond zu gewinnen, wurde noch nie zuvor versucht, geschweige denn mit hoher Effizienz.“
Wie Interlune erklärt, ist die Helium-3-Erntemaschine der erste Bestandteil eines vierstufigen Systems zum Rohstoffabbau im Weltraum. Das komplette System soll aus Maschinen für den Abbau, die Sortierung, die Extraktion und die Trennung von Rohstoffen bestehen.
„Wenn man Geräte auf dem Mond betreibt, liegen die Standards für Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit auf einem neuen Niveau.“
In der Wissenschaft gibt es jedoch bereits erste Zweifel am Geschäftsmodell des Start-ups Interlune, darunter von Ian Crawford, Professor für Astrobiologie und Planetenwissenschaften an der Birkbeck University of London. Laut dem renommierten Forscher ist es unklar, wie viel 3He das Mondregolith tatsächlich enthält. Außerdem ist er der Ansicht, dass der Abbau des Rohstoffs auf dem Mond und der Transport zu teuer sein könnten, um das 3He als Brennstoffquelle für die Kernfusion zu nutzen.
Interlune plant, einen Prototyp der Erntemaschine bereits 2026 auf dem Erdtrabanten zu erproben. Die Mission soll hauptsächlich den Helium-3-Gehalt des Mondgesteins ermitteln und Regionen für den kommenden Bergbau identifizieren.
„Dann wollen wir bis 2028 eine Pilotanlage errichten und bis 2030 mit der Inbetriebnahme und der Rückführung von Helium-3 beginnen, um die Märkte auf der Erde zu versorgen.“