Robert Klatt
In der Milchstraße sollen laut der aktualisierten Drake-Gleichung etwa 35 intelligente außerirdische Zivilisationen leben. Ein neuer Ansatz zeigt nun, dass wohl noch weniger hochentwickelte Außerirdische in unserer Galaxie leben und diese sich weit von der Erde entfernt befinden.
Graz (Österreich). Der Astronom Dr. Frank Drake hat in den 1960er-Jahren die sogenannte Drake-Gleichung entwickelt, mit der sich die mögliche Anzahl außerirdischer Zivilisationen in der Milchstraße abschätzen lässt. Laut einer aktualisierten Version dieser Gleichung von Forschern der Universität Nottingham könnten in der Milchstraße etwa 35 intelligente Zivilisationen neben der Menschheit leben. Forscher des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) haben nun mit einem neuen Ansatz untersucht, ob und wo es technologisch hochentwickelte Außerirdische in der Milchstraße gibt.
Laut der Präsentation auf der EPSC–DPS 2025-Konferenz in Helsinki kamen sie dabei zu dem Ergebnis, dass die nächsten intelligenten Außerirdischen sich in einer Entfernung von rund 33.000 Lichtjahren von der Erde befinden könnten und ihre Zivilisation mindestens 280.000 Jahre bestehen müsste, um Kontakt mit den Menschen zu haben. Die Studie zeigt somit erneut, wie unwahrscheinlich es ist, dass die Astronomie einen erdähnlichen Planeten entdeckt, auf dem Außerirdische leben können.
„Außerirdische Intelligenzen (ETIs) in unserer Galaxie sind wahrscheinlich ziemlich selten.“
Wie die Forscher erklären, kann ein Planet nur dann habitabel sein, wenn seine Atmosphäre ausreichend viel CO₂ für die Photosynthese enthält. Zu viel CO₂ kann aber einen unkontrollierbaren Treibhauseffekt verursachen oder die Luft giftig für potenzielles Leben machen.
Entscheidend für den passenden CO₂-Gehalt in der Atmosphäre ist vor allem die Plattentektonik, die über den Kohlenstoff-Silikat-Kreislauf die Menge des CO₂ in der Atmosphäre reguliert. Ein Planet, auf dem eine intelligente außerirdische Zivilisation leben könnte, muss also zwingend über Plattentektonik verfügen. Mit der Zeit wird jedoch immer mehr CO₂ in Gesteinen eingeschlossen und der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre sinkt auf ein Niveau, auf dem keine Photosynthese mehr funktioniert.
„Irgendwann wird so viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt, dass die Photosynthese nicht mehr funktioniert. Für die Erde wird dieser Punkt in etwa 200 Millionen bis rund einer Milliarde Jahren erwartet.“
Die Berechnungen der Forscher zeigen, dass ein Planet mit zehn Prozent CO₂ eine Biosphäre über 4,2 Milliarden Jahre aufrechterhalten kann, wenn er weiter von seinem Stern entfernt ist oder sein Stern weniger stark leuchtet als die Sonne der Erde. Wenn die Atmosphäre nur ein Prozent CO₂ enthält, wäre die Biosphäre nur etwa 3,1 Milliarden Jahre lebensfähig. Zudem müsste der Planet über mindestens 18 Prozent Sauerstoff verfügen, um komplexe Außerirdische zu versorgen und um eine offene Verbrennung, die als Basis für viele Technologien gilt, zu ermöglichen.
Anschließend haben die Forscher die potenzielle Lebensdauer der Biosphären mit der Dauer der technischen Entwicklung verglichen. Dieser Prozess hat auf der Erde, deren Atmosphäre zu 78 Prozent aus Stickstoff, zu 21 Prozent aus Sauerstoff und nur zu 0,042 Prozent aus CO₂ besteht, etwa 4,5 Milliarden Jahre gedauert.
Intelligente Außerirdische müssten demnach auf einem Planeten mit zehn Prozent CP2 mindestens 280.000 Jahre überleben, damit mindestens eine weitere Zivilisation gleichzeitig mit den Menschen in der Milchstraße lebt. Sollte die Menschheit einmal eine intelligente außerirdische Zivilisation entdecken, wäre diese also mit hoher Wahrscheinlichkeit älter und höher entwickelt.
„Damit zehn Zivilisationen gleichzeitig mit uns existieren, müsste die durchschnittliche Lebensdauer über zehn Millionen Jahre liegen. Die Zahl der ETIs ist äußerst gering und hängt stark von der Lebensdauer einer Zivilisation ab.“
Laut den komplexen Modellen befinden sich die nächsten intelligenten Außerirdischen etwa 33.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, also noch weiter entfernt als die Sonne vom Zentrum der Galaxie. Eine weitere intelligente Spezies könnte auf der anderen Seite der Milchstraße existieren.
Die Wissenschaftler erklären jedoch, dass ihre Berechnungen nicht alle Faktoren, etwa den Beginn der Photosynthese und die Entstehung vielzelliger Organismen, berücksichtigen konnten. Wenn diese Faktoren auf anderen Planeten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auftreten, würde es intelligente außerirdische Zivilisationen deutlich öfter geben.
„Auch wenn außerirdische Intelligenzen selten sein mögen, gibt es nur einen Weg, das herauszufinden, wir müssen weitersuchen. Wenn SETI nichts findet, stützt das unsere Theorie. Doch wenn SETI etwas findet, wäre das einer der größten wissenschaftlichen Durchbrüche aller Zeiten, denn wir wüssten endlich, dass wir im Universum nicht allein sind.“
Quellen:
Studie im Fachmagazin EPSC Abstracts, doi: 10.5194/epsc-dps2025-1512