Landwirtschaft betroffen

Klimawandel führte zu Gewalt in der Antike

Robert Klatt

Machu Picchu in den Anden )kcotS ebodA(XIP)hserfer(Foto: © 

In den Andenhochländern hat der Klimawandel in der Antike zu deutlich mehr Gewalt geführt. Die Studie zeigt angesichts des aktuellen Klimawandels, wie wichtig die Wechselbeziehung zwischen Menschen und Natur ist.

Davis (U.S.A.). Waldbrände, Wassermangel und andere Auswirkungen des Klimawandels, etwa die gefährdete Wein- und Olivenproduktion in Spanien und Portugal, können große ökonomische Schäden verursachen. Einige Studien deuten darauf hin, dass bei höheren Temperaturen zudem persönliche Konflikte und Gewalttaten bis zum Mord zunehmen. Forscher der University of California, Davis (UC Davis) um Thomas J. Snyder haben nun untersucht, ob es sich dabei um ein aktuelles Problem handelt, oder ob der Klimawandel bereits in der Antike zu mehr Gewalt unter Menschen geführt hat.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Quaternary Research haben die Forscher deshalb untersucht, ob die Gewalt in den südzentralen Anden sich zwischen 470 und 1500 n. Chr. verändert hat. In diesen Zeitraum fällt die mittelalterliche Klimaanomalie, in der es zwischen 900 und 1250 n. Chr. zu deutlichen Klimaveränderungen mit Dürren und steigenden Temperaturen kam.

3.000 Knochenbrüche analysiert

Die Forscher untersuchten die Gewalt in den frühen Jahren in den Anden durch die Analyse von fast 3.000 menschlichen Knochenbrüchen, die an 58 archäologischen Stätten gefunden wurden. Sie verglichen diese mit Eisansammlungen am Quelccaya-Gletscher in den heutigen Ländern Peru, Chile und Bolivien. Gleichzeitig gab es eine weitverbreitete Aufgabe von Wari- und Tiwanaku-Stätten in der Region, was auf ein gesellschaftliches Zerfallen nach dem Beginn der jahrhundertelangen globalen Klimaveränderungen hindeutet.

Zunehmende Gewalt in den Andenhochländern

In den Küsten- und Mittelgebirgsregionen fanden die Forscher keine Anzeichen für Gewalt. Die dort lebenden Menschen haben also wahrscheinlich friedliche Lösungen für die Klimaveränderungen gefunden oder waren davon nicht betroffen. Vielseitige landwirtschaftliche und wirtschaftliche Bedingungen könnten auch als Puffer gegen den Klimawandel gedient haben.

In den Andenhochländern kam es jedoch im Zeitraum der Klimaveränderungen zu deutlich mehr Gewalt. Der Auslöser dafür waren mit hoher Wahrscheinlichkeit die starken Dürren, die der Landwirtschaft geschadet und damit zu einer Ressourcenknappheit geführt haben.

„Wir haben festgestellt, dass abnehmende Niederschläge mit erhöhten Raten an Schädelverletzungen korrelieren. Diese Beobachtung legt nahe, dass der Klimawandel in Form von abnehmenden Niederschlägen einen signifikanten Einfluss auf die Gewaltraten in der Region hatte.“

Laut den Autoren verdeutliche die Studie in Anbetracht des aktuellen Klimawandels den hohen Stellenwert der Wechselbeziehung zwischen Menschen und Natur.

„Unsere Ergebnisse verstärken die Vorstellung, dass Menschen in bereits prekären Lebensumständen am stärksten vom Klimawandel betroffen sein werden. Archäologische Forschung kann uns helfen, die Herausforderungen für Menschen in unsicheren Verhältnissen in einem sich rasch verändernden Klima besser zu bewältigen.“

Quaternary Research, doi: 10.1017/qua.2023.23

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