Bronzezeit

Grabbeigabe – „Goldene Tagliatelle“ in Deutschland entdeckt

Robert Klatt

Goldene Tagliatelle )negnibüT tätisrevinU(Foto: © 

In Süddeutschland wurde eine Grabbeigabe aus Gold entdeckt, die belegt, dass es bereits vor 3.800 Jahren Handel mit England gab.

Tübingen (Deutschland). Wissenschaftler der Universität Tübingen haben in einem Grab aus der frühen Bronzezeit nahe Ammerbuch-Reusten im Kreis Tübingen einen ungewöhnlichen Schmuck entdeckt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Praehistorische Zeitschrift ist die kleine Spirale aus Gold optisch vergleichbar mit einer Tagliatelle. Verwendet wurde das Objekt laut den Archäologen vermutlich als Haarschmuck. Der hohe Wert der Grabbeigabe ist ein deutliches Indiz dafür, dass die verstorbene Frau, die in seitlicher Hockerstellung mit dem Gesicht nach Süden begraben wurde, einen hohen sozialen Status hatte.

Mit einem Alter von etwa 3.800 Jahren handelt es sich bei dem Fund um das älteste Goldobjekt, das jemals in Südwestdeutschland bei einer Ausgrabung entdeckt wurde. Als Quelle des Goldes halten die Wissenschaftler Cornwall im Südwesten Englands für am wahrscheinlichsten. Es handelt sich demnach bei dem Fund um ein „ungewöhnlich frühes Zeugnis der weitreichenden Kontakte der damaligen Menschen“.

Zusammensetzung verrät Ursprung des Goldes

Verraten wird der Ursprungsort des Goldes laut den Forschern durch dessen Zusammensetzung. Es enthält rund 20 Prozent Silber und weniger als zwei Prozent Kupfer sowie geringe Anteile von Zinn und Platin, entspricht also einer natürlichen Goldlegierung, die vor allem bei Gold, das aus Flüssen stammt, vorkommt. Typisch ist diese Zusammensetzung der Spurenelemente für Goldlagerstätten im Einzugsgebiet des Flusses Carnon, der in Cornwall in Südwestengland liegt.

Die übrigen bekannten Gold- und Edelmetallfunde in Europa stammen hingegen fast ausschließlich aus Lagerstätten in Südosteuropa. Es ist deshalb laut den Entdeckern bemerkenswert, dass bei diesem Fund ein solch klarer Bezug zu Nordwesteuropa vorhanden ist.

Praehistorische Zeitschrift, doi: 10.1515/pz-2021-0010

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