Keine Ausgrabungen

Antike römische Stadt Falerii Novi per Bodenradar kartiert

Robert Klatt

Antike römische Stadt Falerii Novi )egdirbmaC fo ytisrevinUkcnodreV .L(Foto: © 

Wissenschaftler haben erstmals eine antike Stadt vollständig per Bodenradar rekonstruiert. Sie konnten dabei überraschende Details entdecken, die ansonsten nur aufwendige Ausgrabungen ans Tageslicht gebracht hätten.

Cambridge (England). Wissenschaftler der Universität Cambridge ist es gelungen, ohne herkömmliche Ausgrabungen eine detaillierte Karte der antiken römischen Stadt Falerii Novi zu erstellen. Stattdessen nutzen die Archäologen laut des im Fachmagazin Antiquity publizierten Artikels zum Kartografieren ein Bodenradar, das Quads über das Gebiet der Siedlung aus dem Jahr 241 vor Christus gezogen wurde.

Der Leiter des Projekts Martin Millett erklärt, dass „die Leute das schon früher in kleinem Maßstab gemacht haben, aber dieses Projekt das erste Mal war, dass die Technik angewandt hat, um eine ganze römische Stadt zu kartieren.“ Die Nutzung des Bodenradars ermöglichte es den Wissenschaftlern, die Stadt mit der etwa halben Fläche von Pompeji am Vesuv im Vergleich zu herkömmlichen Methoden deutlich schneller zu untersuchen.

Ruinen in drei Meter Tiefe

Das Bodenradar erkennt Ruinen in bis zu drei Meter Tiefe. Insgesamt wurde eine Fläche von 30 Hektar innerhalb der historischen Stadtmauern erfasst. Dabei erstellte das Radar alle 12,5 Zentimeter ein neues Bild, aus denen später mithilfe von satellitengestützten Positionsdaten ein Gesamtbild erzeugt wurde. Wie Millett erklärt, „kann man so dreidimensional sehen, was es unterirdisch gibt.“

Technisch ähnelt die Methode einem normalen Radar. Gebäude und andere große Objekte, die unter dem Boden verborgen sind, reflektieren die Radiowellen des Bodenradars und erlauben den Wissenschaftlern anhand des Echos die Stadtanlage zu rekonstruieren.

Aufwendiger Badekomplex

Obwohl keinerlei Ausgrabungen durchgeführt wurden, konnten die Archäologen so erstaunliche Details der antiken Stadt Falerii Novi, die 50 Kilometer nördlich von Rom liegt, aufdecken. Im Vergleich zu anderen römischen Städten aus demselben Zeitalter fällt laut den Studienautoren vor allem die kaum standardisierte Bauweise der Stadt Falerii Novi auf. Außerdem hat das Bodenradar einige aufwendige Gebäude offenbart, die für eine Stadt dieser Größe untypisch sind, allen voran ein großer Badekomplex, der als „beeindruckendes öffentliches Monument“ beschrieben wird.

Automatisierte Verarbeitung der Radarbilder

Laut Millet war im Gegensatz zu herkömmlichen Ausgrabungen bei der Nutzung des Bodenradars nicht der hohe Personalbedarf, sondern die Verarbeitung der großen Datenmengen ein Problem. Die Wissenschaftler entwickeln deshalb derzeit ein automatisiertes Verfahren. Dieses soll beispielsweise dazu genutzt werden, um wichtige Städte wie Nikopolis in Griechenland oder Milet in der Türkei erneut zu untersuchen. Aufgrund der Größe der Städte haben Ausgrabungen bisher dort nur Teilrekonstruktionen ermöglicht.

Antiquity, doi: 10.15184/aqy.2020.82

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