D. Lenz
Zwar sind es auf den ersten Blick gute Nachrichten, dass erstmals seit Jahrzehnten wieder mehr Lachse von Meeressäugern als vom Menschen gefangen wurden, nur hat sich durch diverse Schutzgesetze des Menschen nun das Gleichgewicht anderer Arten verschoben.
Corvallis (U.S.A.). Sobald sich der Bestand einer geschützten Tierart erholt hat, kommt der Aufschrei nach Lockerung der Gesetzte. Auf die Fische und das Meer bezogen, fordern nun Fischer neue Fanggesetze – zum Leid bestimmter Meeressäuger, die es auf dieselbe Beute wie der Mensch abgesehen haben.
Eigentlich sind diese Tierarten zu einem wesentlich geringeren Anteil an der Minimierung der Beutetierbestände verantwortlich als der Mensch, aber jetzt scheint sich das Verhältnis wieder umgekehrt zu haben. Die Oregon State University berichtet im Magazin Nature, dass Robben und Orcas an der pazifischen Nordwestküste inzwischen wieder mehr Königslachse fangen als der Mensch.
Seit dem Jahr 1972 stehen alle Meeressäugetiere in US-Küstengewässern unter besonderem Schutz. Dies hat in den letzten Jahrzehnten zu einer unterschiedlich starken Erholung der Bestände geführt. Dies zeigt sich auch am Lachskosnum, so Brandon Chasco: In den letzten 40 Jahren des Untersuchungszeitraums hat sich die Masse an Lachs, die von Walen und Robben erbeutet wurden, von jährlich 6.100 Tonnen auf 15.200 Tonnen erhöht. In diesem Zeitraum verringerte sich zudem der Ertrag aus dem Fischfang von 16.400 Tonnen auf 9.600 Tonnen pro Jahr.
So kommt es zu einem Konflikt zwischen diversen Schutzgesetzen. Die Meeressäuger werden vom US Marine Mammal Protection Act geschützt, die Königslachse hingegen vom Endangered Species Act. Die Fortschritte beim Lachsschutz werden jedoch durch die zugenommene natürliche Bejagung durch Robben und Orcas verzerrt.
Aber damit nicht genug: Die ortsansässige Population von Orcas hat sich bisher weniger gut erholt als die anderen Meeressäuger. Die Wale fressen laut der Studie immer noch rund die Menge Lachs, wie sie es vor 40 Jahren gemacht haben. Somit ist ihr Hauptkonkurrent nicht der Mensch, sondern die Seehunde und Seelöwen – und diese werden vom selben Gesetzt geschützt wie die Orcas. Die große Herausforderung der Naturschützer liegt nun darin, einen Interessenausgleich zu finden.