D. Lenz
Plastikmüll wird immer mehr zum Problem und gelangt im Laufe der Zeit in die Nahrungskette. Schon heute sind viele Lebensmittel durch sogenanntes Mikroplastik belastet.
Berlin (Deutschland). Immer wieder ist zu hören, wie verschmutzt die Weltmeere sind. Doch wie schlimm es wirklich um unsere Ozeane steht, dass hat der Meeresökologe Richard Thompson an den Stränden Südenglands herausgefunden. "Sogar unter den Sandkörnern findet man inzwischen Kunststoff, sogenanntes Mikroplastik. Noch besteht nicht der ganze Strand aus Plastik, aber an manchen Stellen findet man schon beachtliche Mengen. Der Anteil der Plastikkörnchen im Sand beträgt an manchen Küsten schon bis zu zehn Prozent“, so Thompson.
Das Sprichwort „Aus den Augen, aus dem Sinn“ mag vielleicht auf einige wenige Sachen zutreffen, aber auf keinen Fall auf Plastikmüll der entweder direkt ins Meer geschmissen oder in Küstennähe in der Umwelt entsorgt wird. Verschiedene Umweltorganisationen, wie beispielsweise der WWF, warnen regelmäßig vor der immer größer werdenden Verschmutzung der Weltmeere und den damit verbundenen gefahren. Eine Ende ist jedoch vorerst nicht in Sicht, denn jährlich werden etwa 260 Millionen Tonnen Kunststoff hergestellt, von denen mit der Zeit rund zehn Prozent den Weg ins Meer finden.
Grundsätzlich unterscheiden Wissenschaftler die unterschiedlichen Wege, wie der Plastikmüll in die Meere gelangt:
Die großen Meeresströmungen in der Nähe der Meeresoberfläche sorgen dafür, dass sich der Kunststoff in den Meeren an zentralen Stellen, den sogenannten Meereswirbeln, konzentriert. So bilden der Nord- und Südpazifikwirbel, der Nord- und Südatlantikwirbel und der Wirbel im indischen Ozean wahre Kontinente aus Plastikmüll, welche häufig auch als Müllinseln bezeichnet werden. Alleine der schwimmende Müllteppich im Nordpazifik besitzt eine Größe von rund drei Millionen Quadratkilometern. Das ist die 8,5-fache Fläche Deutschlands. Ein Großteil des Mülls ist allerdings nicht direkt sichtbar, denn er treibt in einer Tiefe von zehn bis 30 Metern unter der Meeresoberfläche. Untersuchungen ergaben, dass sich derzeit bis zu einer Millionen Plastikteile pro Quadratkilometer in den schwimmenden Müllinseln befinden. Der Durchschnitt in den Meeren beträgt zur Zeit 13.000 Plastikteile pro Quadratkilometer.
Gelangt der grobe Plastikmüll einmal in die Wirbeln, so verlässt er diese nicht mehr. Da sich Kunststoff nur sehr langsam zersetzt, eine die Plastiktüte benötigt etwa 20 Jahre, eine Plastikflasche schon 450 Jahre, so ist davon auszugehen, dass die Müllteppiche in den Meeren noch weiter wachsen werden.
Im Laufe der Zeit zerreiben Wind und Wellen den Plastikmüll zu sogenannten Mikroplastik. Laut Definition sind dies Plastikteile zwischen einer Größe von 5 Millimeter bis hin zu wenigen Nanometern. Größere Plastikteile, wie etwa Deckel von Sonnencremes oder Feuerzeuge werden von Vögeln gefressen. Mikroplastik ist mittlerweile in fast allen Fischen nachweisbar. Über den Verzehr von Fisch gelangt der Müll wieder zurück zum Menschen – und zwar nicht in Form eines Gummistiefels, sondern in Form von Fischstäbchen, Shrimps oder anderen essbaren Meerestieren.
Untersuchungen der technischen Universität Berlin zeigen, dass das Problem Mikroplastik wesentlich größer ist, als bisher gedacht. So konnte Professor Gerd Liebezeit bereits hohe Konzentrationen von Mikroplastik in Mineralwasser und Bier nachweisen. Andere Untersuchungen haben Mikroplastik auch in Honig und vielen anderen Lebensmitteln nachgewiesen. Selbst bei einem Waschgang mit der Waschmaschine durchströmen rund 1.900 winzige Plastikteile die Wäsche. Dies zeigt wie schnell das Mikroplastik von den Meeren, durch Verdunstung und Regen, in den globalen Umweltkreislauf gelangt.
Bei Tieren ist die Aufnahme von hohen Konzentrationen an Mikroplastik tödlich. Dieses setzt sich im Körper ab und sondert beim zersetzen Giftstoffe ab. Für Menschen gibt es allerdings keine Studie, welche die gesundheitliche Gefährdung von Mikroplastik bestätigt.
Die Entsorgung der Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen – sofern überhaupt möglich – würde Milliarden kosten. Da sich die großen Müllteppiche allerdings in internationalen Gewässern befinden, fühlt sich kein Staat der Erde für die Beseitigung verantwortlich. So werden die schwimmenden Müllinseln aus Plastik wohl noch viele Jahrzehnte anwachsen.