Müllhalde statt Recycling

Altkleider landen meist direkt im Müll

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Viele Modehändler werben mit dem Recycling und dem Weiterverkauf gebrauchter Kleidung
  • Ein Großteil der gebrauchten Kleidung landet jedoch direkt im Müll
  • Um eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in Europa aufzubauen, wären hohe Investitionen nötig. Die Branche könnte sich aber zu einem profitablen Wirtschaftszweig entwickeln

Viele Modehändler werben mit dem Recycling und dem Weiterverkauf gebrauchter Kleidung. Tatsächlich landet ein Großteil der Produkte jedoch auf Müllhalden und in der Müllverbrennung.

Düsseldorf (Deutschland). In Deutschland nehmen immer mehr Modehändler bereits getragene Kleidung ihrer Kunden zurück. Diese erhalten im Gegenzug Gutscheine für den Kauf neuer Produkte. Laut den Werbeversprechen der Unternehmen soll, die nicht mehr benötige Bekleidung als Second-Hand-Produkte weiterverkauft werden. „Lasst uns den Kreis schließen“, wirbt etwa H&M.

Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey offenbart nun die Realität. Laut den Informationen, die dem SPIEGEL bisher exklusiv vorliegen, wird in Europa weniger als ein Prozent der Kleidungsstücke neu verkauft oder zu neuer Mode recycelt, obwohl aus mindestens einem Fünftel (20 %) des Textilabfalls erneut Kleidung hergestellt werden könnte.

Kleidung landet auf Müllhalden und in der Müllverbrennung

Mehr als 65 Prozent der 7,5 Millionen Tonnen Alttextilien, die in Europa pro Jahr entstehen, landen demnach direkt auf Müllhalden und in der Müllverbrennung. Die übrigen Textilien werden gesammelt und recycelt. Aus ihnen entstehen aber größtenteils nur grob recycelte Neuprodukte wie Putzlappen.

15 Kilogramm Textilmüll pro Jahr

Im Mittel produziert jeder Mensch in Europa mehr als 15 Kilogramm Textilmüll pro Jahr durch Kleidung und Heimtextilien. 85 Prozent davon stammt aus den privaten Haushalten. Bis 2030 konnte der jährliche Textilmüll auf über 20 Kilogramm pro Person anwachsen. Die Autoren der Studie appellieren deshalb, dass die Konsumenten ihre eigenen Konsumgewohnheiten überdenken sollten.

Hohe Investitionen für Textilkreislauf

Die Schaffung eines Textilkreislaufs in Europa würde laut Schätzungen der Studienautoren etwa sieben Milliarden kosten. Diese sind nötig, um Recyclingfabriken sowie Sammel- und Sortierstellen zu schaffen. Wie der McKinsey-Modeexperten Karl-Hendrik Magnus erklärt, könnte das Textilrecycling sich zu einem profitablen Wirtschaftszweig entwickeln.

In den kommenden acht Jahren könnten in der Kreislaufwirtschaft etwa 15.000 neue Arbeitsstellen entstehen. Das Umsatzvolumen der Branche schätzen die Analysten auf bis zu acht Milliarden Euro. Auch die prognostizierte Rendite der Recyclingindustrie ist mit 25 Prozent hoch.

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