Offener Brief

KI- und Robotik-Forscher mit Sorgen zu autonomen Waffensystemen

Robert Klatt

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Eine Gruppe deutscher Wissenschaftler fordert in einem offenen Brief an die neue Bundesregierung die Schaffung rechtsverbindlicher internationaler Regeln für den Einsatz von „Autonomie in Waffensystemen“.

Berlin (Deutschland). Eine Militärdrohne laut eines Berichts der Vereinten Nationen (UN) 2020 erstmals autonom Menschen angegriffen. Die Entwicklung neuer autonomer Waffensysteme könnte dazu führen, dass solche Vorkommnisse in Zukunft regelmäßig passieren. Nun haben sich Wissenschaftler aus den Bereichen Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik in einem offenen Brief über ihre Sorgen zu autonomen Waffensystemen an die kommende Bundesregierung gewandt. Unterzeichnet wurde der Brief unter anderem vom Präsidenten der Gesellschaft für Informatik, Prof. Dr. Hannes Federrath.

Die Wissenschaftler fordern in ihrem Brief unter anderem die Schaffung rechtsverbindlicher internationaler Regeln für den Einsatz von „Autonomie in Waffensystemen“. In anderen Ländern, darunter Australien, Belgien, Kanada, Norwegen, den Niederlanden und den U.S.A. haben Initiativen von CEOs und tausende Wissenschaftler bereits ähnliche Forderungen geäußert.

Verlust menschlicher Kontrolle

„Menschen sollten nicht von autonomen Systemen angegriffen werden, insbesondere sollte nicht die Entscheidung zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen allein von Algorithmen ohne menschliche Eingriffsmöglichkeit getroffen werden“, heißt es dazu in dem Dokument. Die Unterzeichner sind zwar grundsätzlich der Ansicht, dass KI und Robotik positiv für die Menschheit sind, erklären jedoch auch, dass die Technologie missbraucht werden könnten. Als besonders problematisch sehen sie es, dass bei autonomen Waffensystemen die menschliche Kontrolle über den Einsatz von Gewalt fehlt.

Wettrüsten bei autonomen Waffen

Die Wissenschaftler sorgen sich überdies darum, dass ein kommendes Wettrüsten bei autonomen Waffensystemen zu einer gesellschaftlichen Ächtung von KI und Robotik führen könnte. „So wie die meisten ChemikerInnen und BiologInnen kein Interesse am Bau chemischer oder biologischer Waffen haben, so haben auch wir ForscherInnen auf den Feldern der KI und der Robotik kein Interesse daran, High-Tech-Waffen zu entwickeln. Wir wollen nicht, dass unser Fachgebiet dadurch in Verruf gerät“, erklären sie in ihrem offenen Brief.

Verbot autonomer Waffen

In ihrem offenen Brief fordern die Unterzeichner, dass die kommende Regierung eine führende Position bei der Ausarbeitung eines völkerrechtlich verbindlichen Vertrages zur Regulierung von autonomen Waffensystemen einnimmt. Im Januar 2020 stimmte der Bundestag jedoch noch gegen einen Antrag der Linken und der Grünen, in dem die Parteien forderten, dass sich Deutschland auf UN-Ebene für ein Verbot der Technik einsetzt.

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