Endlich bewiesen

Vollmond ist nicht Schuld am schlechten Schlaf

D. Lenz

Der Vollmond raubt vielen Menschen den Schlaf - glauben sie. )gro.aidepikiwyhpargotohP uehciM xelA(Foto: © 

München (Deutschland). Viele Menschen auf der ganzen Welt glauben seit Jahrhunderten, dass der Vollmond schuld an unruhigen Nächten und schlechtem Schlaf ist. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München veröffentlichen eine Studie, die den Mond als Übertäter endgültig entlastet.

Für die im Journal Current Biology präsentierte Studie analysierten die Wissenschaftler umfangreiche, bereits vorhandene Datensätze über den Schlaf. Dazu werteten sie von 1.265 Teilnehmern 2.097 wissenschaftlich begleitete Nächte aus. „Nachdem wir diese große Anzahl von Daten ausgewertet hatten, konnten wir frühere Ergebnisse aus anderen Studien nicht bestätigen“, sagt Mitautor und Neurowissenschaftler Martin Dresler. „Wir konnten keinen statistisch belegbaren Zusammenhang zwischen menschlichem Schlaf und den Mondphasen aufzeigen.“

Ältere Studien, mit wesentlich weniger Teilnehmern, hatten einen Einfluss des Mondes auf den Schlaf gesehen. Die Wissenschaftler forschten nach weiteren Studien und wurden fündig. Zahlreiche ältere Studien, die zum selben Ergebnis wie die Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut kamen, wurden nie veröffentlicht. Kleinere Studien mit anderen Ergebnissen hingegen schon. Dresler vermutet, dass es zufällige Treffer sein könnten, bedingt durch die geringe Anzahl an Probanden. In der Gruppe, in welcher der Schlaf bei Vollmond untersucht wurde, waren besonders viele ältere Menschen - und die schlafen ohnehin meist schlechter als jüngere. So schien der Mythos bestätigt. Die Wissenschaftler sprechen von einem Schubladenphänomen. „Dieses Phänomen gibt es in der gesamten Wissenschaft“, sagt Dresler.

Insgesamt bleibe die Studienlage trotz der neuen Forschungsergebnisse uneinheitlich, schränkt Alfred Wiater ein. Er ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin und Chefarzt der Kinderklinik des Krankenhauses Köln-Porz. „Unbestritten ist die subjektive Komponente, das heißt, dass es Menschen gibt, die das Gefühl haben, bei Vollmond schlechter schlafen zu können. Weiter zu klären ist die Frage, ob es Menschen gibt, die konstitutionell bedingt empfindlicher auf Mondphasen reagieren könnten als andere.“ Was der Vollmond in klaren Nächten bringe und die meisten Menschen tatsächlich im Schlaf beeinträchtige, sei das Licht. „Helligkeit steht der Ausschüttung des Einschlafhormons Melatonin entgegen und hat damit eine schlafstörende Wirkung“, sagt Wiater.

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