Google und Co.

Internetrecherche macht Verschwörungstheorien und Fake News erfolgreicher

Robert Klatt

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Menschen, die Meldungen selbst per Internetrecherche überprüfen, halten falsche Informationen, darunter auch gefährliche Verschwörungstheorien, öfter für wahr als Personen, die keine eigene Recherche durchführen.

Orlando (U.S.A.). Eine Studie der Emory University zeigte kürzlich, dass eine Kombination aus Charaktereigenschaften und der persönlichen Motivation dazu führt, dass Menschen an Fake News und Verschwörungstheorien glauben. Wissenschaftler der University of Central Florida (UCF) haben nun untersucht, ob Menschen, die Informationen durch eine Internetrecherche überprüfen, weniger anfällig für Verschwörungstheorien und Fake News sind.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature sollten dazu 3.006 Probanden unterschiedliche aktuelle Meldungen aus den Medien und aus Quellen mit geringer Qualität, etwa sozialen Netzwerken, beurteilen. Die Meldungen wurden zudem von Experten in die Kategorien „wahr“, „falsch“ und „irreführend“ sortiert.

Beurteilung mit und ohne Recherche

Die Hälfte der Studienteilnehmer durfte vor der Beurteilung der Meldungen eine Internetrecherche durchführen, während die andere Hälfte sich keine Zusatzinformationen suchen konnte. Paradoxerweise hat die Gruppe, die Google und andere Suchmaschinen zur Recherche nutzen durfte, Falschmeldungen häufiger (19 %) als korrekt eingestuft als die Kontrollgruppe. Überdies führte die Recherche im Internet nicht dazu, dass wahre Meldungen öfter als richtig angesehen wurden. Laut weiteren Analysen ist die Zustimmung bei Falschmeldungen nach einer Onlinesuche besonders bei Personen hoch, die bereits vor der Recherche eine feste Meinung zu dem Thema hatten.

Dies bestätigt auch Josephine Schmitt, wissenschaftliche Koordinatorin am Center for Advanced Internet Studies (CAIS), die nicht an der Studie beteiligt war. Laut der Wissenschaftlerin suchen viele Menschen gezielt Informationen, die ihre bereits bestehende Meinung bestätigen, während objektive Nachrichtenquellen oft gemieden werden.

„Dies kann dazu führen, dass sie bewusst oder unbewusst minderwertige Informationen bevorzugen und akzeptieren. Das Wissen darüber, was zuverlässige und objektive Quellen ausmacht, ist in vielen Teilen der Gesellschaft nur schwach ausgeprägt. KI-generierte Inhalte, insbesondere Bilder und Filme, erschweren die Identifikation zusätzlich.“

Fake News bei Google und Co.

Die Autoren sind zudem überzeugt, dass ihre Studienergebnisse eine Theorie stützen, laut der Suchmaschinen Fehlinformationen oft vorn in den Suchergebnissen anzeigen, während glaubwürdige Quellen auf den hinteren Positionen landen. Laut der Studie könnte dies daran liegen, dass zweifelhafte Quellen gezielt Fake News und bestimmte Suchbegriffe verwenden, um bei Google und Co. in den Ergebnissen vorn aufzutauchen.

Die Qualität der Suchergebnisse ist somit bei der Recherche des Wahrheitsgehalts von Nachrichten entscheidend. Personen, die schlechtere Nachrichtenqualität in den Suchergebnissen erhielten, neigten stärker dazu, Falschinformationen zu glauben. Im Gegensatz dazu waren diejenigen, die qualitativ hochwertige Ergebnisse erhielten, ebenso selten anfällig für Fake News wie die Gruppe ohne Suchmaschinennutzung.

Nature, doi: 10.1038/s41586-023-06883-y

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