Kriege, Krisen und Co.

Großteil der Internetnutzer meidet bewusst Nachrichtenportal

 Robert Klatt

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In Deutschland meidet ein Großteil der erwachsenen Internetnutzer mindestens gelegentlich aktiv Nachrichtenportale, weil diese ihre Stimmung negativ beeinflussen und die Nachrichten erschöpfend sind. Das generelle Interesse an Nachrichten ist trotzdem noch immer hoch.

Oxford (England). In den letzten Jahren haben sich große Krisen gehäuft, darunter etwa die Covid-19-Pandemie und der Ukrainekrieg. Forscher des Reuters Institute for the Study of Journalism (RISJ) der University of Oxford haben nun den aktuellen Digital News Report 2025 publiziert, der untersucht hat, ob sich die Entwicklung auf den Konsum von Nachrichten im Internet ausgewirkt hat. In Deutschland wurde die Studie in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Medienforschung (Hans-Bredow-Institut) durchgeführt.

Laut der Umfrage meiden in Deutschland über zwei Drittel der erwachsenen Internetnutzer mindestens gelegentlich Nachrichtenportale (71 %). Im Vorjahr war der Anteil noch etwas geringer (69 %). Die Umfrageteilnehmer gaben als Gründe für das Vermeiden von Nachrichtenseiten an, dass die Nachrichten ihre Stimmung negativ beeinflussen (48 %), dass die Portale zu viel über Kriege berichten (39 %) und die große Nachrichtenmenge für sie erschöpfend ist (39 %).

„Wenn Menschen sagen, sie vermeiden aktiv die Nachrichten, heißt das nicht, dass sie überhaupt keine Nachrichten mehr lesen. Im Gegenteil geht es dabei eher um das selektive Vermeiden von bestimmten Nachrichtenthemen oder Nachrichtenquellen oder Nachrichten zu bestimmten Uhrzeiten.“

Deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen

Die Umfrage zeigt, dass es bei den Gründen für das Vermeiden von Nachrichtenportalen deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen gibt. Menschen ab 55 Jahren vermeiden diese primär, weil sie zu viel über Kriege und Konflikte berichten (49 %), während 18- bis 24-Jährige vor allem die hohe Nachrichtenmenge als Grund angegeben haben (43 %). Die jungen Erwachsenen nannten zudem als Gründe, dass sie mit den Informationen nichts anfangen können und diese für ihr Leben nicht relevant sind (19 %).

Hohes Interesse an Nachrichten

Obwohl viele Menschen Nachrichtenseiten aktiv vermeiden, ist das Interesse an Nachrichten bei einem Großteil der Erwachsenen noch immer hoch oder sehr hoch (55 %). Ein Großteil der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland konsumiert mindestens einmal wöchentlich Nachrichten im Internet (91 %).

„Dieser Vermeidungsaspekt, wie wir ihn messen, sagt nichts zu genereller Nichtnutzung. Er drückt eher aus, dass Menschen auf ihr mentales Wohlbefinden achten. Das heißt, sie informieren sich schon über die Weltlage und die Lage in Deutschland und auch über die lokale Lage, aber eben nicht 20-mal am Tag, sondern lieber alle zwei Tage.“

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