Berliner Club

Berghain verändert sexuelle Orientierung seiner Gäste

Robert Klatt

Berliner Club Berghain )kcotS ebodA08basa(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Im Berliner Club Berghain verschwimmen Geschlechtergrenzen durch die Form der Ästhetik, die taktile Musik und die libidoverstärkenden Drogen
  • Eigentlich heterosexuelle Menschen werden dadurch offener für gleichgeschlechtliche Erotik

Die Bedingungen im Berliner Club Berghain führen dazu, dass auch heterosexuelle Menschen offener für gleichgeschlechtliche Erotik werden.

London (England). Das Berliner Berghain gehört laut DJMag.com zu den angesagtesten Clubs der Welt. Besonders die dort verschwimmenden Geschlechtergrenzen haben in den letzten Jahrzehnten das Image des Clubs geprägt. Nun hat Johan Andersson, Dozent für Humangeographie am King’s College London (KCL) untersucht, wie sich das Berghain auf die sexuelle Orientierung seine Gäste auswirkt.

Laut der Publikation im Fachmagazin Environment and Planning D: Society and Space beeinflussen die Bedingungen im Berliner Club Berghain die Sexualität der Gäste und begünstigen sexuelle Erfahrungen. Verantwortlich sind dafür laut Andersson neben den verschwimmenden Geschlechtergrenzen auch die oft dort konsumierten Drogen.

„Ich betrachte das Berghain als eine Form der Ästhetik, wo Begegnungen durch taktile Klänge, labyrinthische Architektur und libidoverstärkende Drogen eine ungewöhnlich durchlässige sexuelle Subjektivität schaffen.“

Überschüssige Libido und empathiefördernde Drogen

Wie Andersson erklärt, war das Berghain ursprünglich ein Club, in dem sich fast ausschließlich homosexuelle Männer getroffen haben. Inzwischen gehören zu den Gästen aber nicht nur Mitglieder der Männerfetisch-Partyszene, sondern ein gemischteres Publikum.

Der Nachtclub inspiriert laut der Untersuchung seine Besucher aber noch immer dazu, die ansonsten klaren Grenzen zwischen heterosexuellem und queerem Sexualverhalten zu durchbrechen. Dies führt laut Andersson dazu, dass im Berghain die sexuelle Orientierung fließend wird.

Der Kulturwissenschaftler erklärt, dass „empathiefördernde Drogen und überschüssige Libido“ eine Umgebung schaffen, in der auch heterosexuelle Menschen offener für gleichgeschlechtliche Erotik werden. Innerhalb des Berghains sind demnach sexuelle Kategorisierungen vorübergehend überwunden.

Environment and Planning D: Society and Space, doi: 10.1177/02637758221096463

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