Schizophrenie und Co.

Algorithmus erkennt Entstehung von Psychosen bei Kindern

Robert Klatt

Psychose )moc.yabaxipmoc.yabaxip(Foto: © 

Ein neuer Algorithmus erkennt bei Kindern mit einem Gendefekt die Entstehung einer Psychose drei Jahre im Voraus. Dies soll eine frühzeitige Behandlung ermöglichen.

Genf (Schweiz). Rund ein Drittel aller Kinder, bei denen auf dem 22. Chromosom ein kleines Stück Erbinformation fehlt, entwickelt in seinem Leben eine psychotische Erkrankung. Mediziner der Universität Genf haben nun eine Methode entwickelt, die anhand von bestimmten Symptomen und neurobiologischen Mechanismen ermöglicht, die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer psychotischen Erkrankung wie Schizophrenie zu berechnen.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin eLife nutzten die Wissenschaftler um Corrado Sandini dazu einen auf Netzwerkanalysen basierenden Algorithmus. Dieser bestimmt anhand von unterschiedlich gewichteten Symptomen das Risiko für die Entstehung einer psychotischen Krankheit bei Kindern, bei denen der Gendefekt vorliegt.

Algorithmus bewertet 40 Variable

Getestet wurde der Algorithmus mit Daten von 70 Personen, von denen 40 Variablen vom Kinder- bis zum Erwachsenenalter alle drei Jahre erfasst wurden. Die vom Algorithmus bewerteten Variablen umfassen unter anderem Schuldgefühle, Halluzinationen und dem Umgang der Personen mit alltäglichen Stresssituationen.

Die Forscher konnten so Variablen bestimmen, mit denen sie die Entstehung psychischer Probleme drei Jahre zuvor prognostizieren können. „Wir fanden heraus, dass ein ängstliches 10-jähriges Kind, dessen Angst sich in der Adoleszenz in eine Unfähigkeit zur Stressbewältigung verwandelt, wahrscheinlich eine psychische Erkrankung entwickelt“, erklärt Sandini.

Angst als wichtiges Warnsignal

Auch die Entwicklung von Angst und Traurigkeit, die sich in Schuldgefühle wandelt, sind laut der Studie wichtige Warnsignale für die spätere Entstehung einer psychotischen Erkrankung. Nun wollen die Wissenschaftler ihr Vorhersageinstrument weiter verfeinern. Dazu untersuchen sie, ob weitere Variablen wie zum Beispiel das Gewicht sich ebenfalls auf psychotische Erkrankungen auswirken. In Zukunft soll die Methode dabei helfen, Symptome zu bekämpfen, bevor diese eine Psychose auslösen.

eLife, doi: 10.7554/eLife.59811

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