Robert Klatt
Unfälle in Atomkraftwerken können enorme Schäden verursachen. Nun wurde errechnet, wie teuer eine Haftpflichtversicherung wäre, die alle potenziellen Kosten abdeckt und wie diese sich auf den Strompreis auswirken würde.
Berlin (Deutschland). Unfälle in Atomkraftwerken, etwa die Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011, können extrem hohe Schäden verursachen. Der japanische Betreiber Tepco hat deshalb inzwischen um Staatshilfe gebeten, weil er die Beseitigung der entstandenen Schäden nicht finanzieren kann. Analysten schätzen, dass allein die Entschädigungszahlungen für das Reaktorunglück bei rund 86 Milliarden Euro liegen. Potenzielle Spätfolgen sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) hat anlässlich dieser Situation, deren Kosten von allen japanischen Bürgern getragen werden müssen, vom Versicherungsforen Leipzig, einem Wissensdienstleister für die Versicherungsbranche, berechnen lassen, wie teuer eine Haftpflichtversicherung für ein Atomkraftwerk wäre.
„Die wahren Kosten der Atomkraft werden ausgeblendet und im Falle eines schweren Unfalls auf die Allgemeinheit abgewälzt.“
Laut den Berechnungen der Versicherungsexperten würde eine Haftpflichtversicherung, die alle Risiken eines Atomkraftwerks abdeckt, bei einer Laufzeit von 50 Jahren rund 72 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Die Kosten bei einem Maximalschaden durch einen Unfall liegen laut den Versicherungsforen Leipzig bei über sechs Billionen Euro.
„Die Kernenergie ist aber letztlich nicht versicherbar.“
In Deutschland war die Haftpflicht für Betreiber von Atomkraftwerken laut der Deutsche Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG) trotz dieser enorm hohen potenziellen Schadenssumme auf knapp 250 Millionen Euro begrenzt. Die ehemals 17 deutschen Atomkraftwerke haben deshalb jährlich insgesamt unter 20 Millionen Euro für ihre Haftpflichtversicherung bezahlt. Außerdem standen 2,25 Milliarden Euro durch eine gegenseitige Absicherung der vier Betreiber bereit.
Die Analyse zeigt zudem, dass die hohen Kosten der Haftpflichtversicherung dazu führen würden, dass Strom aus Atomkraftwerken mehr als vierzigmal so teuer wäre wie aktuell. Der Strompreis läge damit bei rund vier Euro pro Kilowattstunde (kWh). Wie Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) erklärt, haben Betreiber von Atomkraftwerken durch die fehlende Pflicht, eine Haftpflichtversicherung mit ausreichender Deckungssumme abschließen zu müssen, somit deutliche Vorteile gegenüber anderen Kraftwerkstypen.
„Die Studie zeigt zudem, dass bei einer ordnungspolitisch angebrachten volkswirtschaftlichen Betrachtung die Kernenergie nicht konkurrenzfähig ist.“