Mehr Demokratie

Verbessern Papstbesuche die Menschenrechte und Demokratie im Gastland?

Robert Klatt

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Der Papst thematisiert oft die Menschenrechte und die politische Situation in seinen Gastländern. Eine Studie zeigt nun, ob die Politik dadurch beeinflusst wird.

Hamburg (Deutschland). Große Ereignisse, etwa die Fußballweltmeisterschaft, sorgen dafür, dass ein Land in den Medien sehr präsent ist. Laut unterschiedlichen Studien führt dies auch bei problematischen Regimen dazu, dass die Regierung der jeweiligen Länder die Menschenrechte stärker einhält als zuvor. Forscher der Universität Hamburg (UHH) um Prof. Dr. Jerg Gutmann haben nun untersucht, ob und wie Papstbesuche die Menschenrechte im jeweiligen Gastland beeinflussen.

Als Beispiel für positive Auswirkungen von Papstbesuchen nennen die Forscher Johannes Paul II., der im Jahr 1998 Kuba besucht hat. Die katholische Kirche hat zuvor eine Liste mit politischen Gefangenen erstellt und gefordert, dass diese von der Regierung freigelassen werden sollen. Tatsächlich wurde etwa die Hälfte der Personen vor oder unmittelbar nachdem Papstbesuch aus der Haft entlassen. Ähnlich verhielt es sich mit den Papstbesuchen in Kuba in den Jahren 2012 und 2015, vor denen die Regierung insgesamt 3.000 politische Gefangene entlassen hat.

Interaktion zwischen Gastland und Kirche

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Comparative Political Studies haben die Forscher für ihre Studie untersucht, ob es sich dabei um Einzelfälle handelt oder ob Papstbesuche sich regelmäßig positiv auf die Menschenrechte im Gastland auswirken. Sie haben dazu Interaktionen zwischen der katholischen Kirche und den Regierungen der Gastländer analysiert.

Verbesserung der Menschenrechte und Demokratie

Im Rahmen ihrer Studie haben die Forscher alle Papstbesuche außerhalb Italiens seit dem Jahr 1964 untersucht. Die Daten zeigen, dass der Papst, während seinen Reisen oft Kritik oder Lob an der Regierung ausspricht. Diese Äußerungen sind ein Anreiz für die Regierung des Gastlandes und führen in vielen Fällen dazu, dass diese die Menschenrechtssituation vor dem Besuch verbessert und die Demokratie stärken.

„Erklären lässt sich das dadurch, dass sich internationale Medienberichte in dem Zeitraum des Papstbesuchs deutlich stärker mit der Menschenrechtslage des Gastlandes beschäftigen als in Vergleichszeiträumen.“

Laut den Autoren wurden die Auswirkungen der Papstbesuche nicht nur in Demokratien, sondern auch in Ländern mit einer autokratischen Regierung beobachten. Neben Kuba nennen sie als Beispiel dafür die Papstbesuche in den Philippinen in den 1980er- und 1990er-Jahren.

Comparative Political Studies, doi: 10.1177/00104140241237466

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